Sonntag, 23. Mai 2021

Friedenslage am 23.05.2021 (17:57:21)

„Nord Stream 2: Russland rüstet auf - Raketen für Gas-Pipeline"
https://www.fr.de/politik/raketen-fuer-nord-stream-90656551.html

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| Auch unter Wasser verstärkt sich die Baltische Flotte. Sie besitzt
| zurzeit zwei U-Boote, gegenüber acht deutschen und polnischen
| Nato-Submarines sowie fünf schwedischen U-Booten. Russland will eine
| noch unbekannte Zahl neuer Diesel-U-Boote der Klasse Warschawjanka oder
| Lada in der Ostsee stationieren. Der Moskauer Militärexperte Viktor
| Litowkin vermutete gegenüber der FR, es kämen nicht mehr als sechs
| U-Boote hinzu, so viele hätten nämlich vorher auch die Schwarzmeer- und
| die Pazifikflotten erhalten. Allerdings sollen die neuen Tauchfahrzeuge
| mit treffsicheren Kaliber-Marschflugkörpern oder womöglich
| Zirkon-Hyperschallraketen bewaffnet werden.
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Stimmt. Stammt von dieser Seite:
https://www.ng.ru/armies/2021-05-18/1_8150_safety.html Der dort genannte
Kontext wird aber weg gelassen. Stattdessen wird ein anderer
Zusammenhang hergestellt:

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| Allerdings wurden in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende sowjetischer
| oder russischer U-Boote in den schwedischen Schären ertappt.
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Was findet man dazu im Netz:
https://de.wikipedia.org/wiki/U-Boot-Vorf%C3%A4lle_in_Schweden
https://de.wikipedia.org/wiki/U-Boot-Vorf%C3%A4lle_in_Schweden#Kontroverse


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| Die U-Boot-Vorfälle in Schweden wurden von Politikern und Medien
| kontrovers diskutiert. Einerseits liegen Indizien für die Aktivität
| ausländischer Militärkräfte innerhalb schwedischer Hoheitsgewässer vor
| (z. B. die Strandung von S-363 oder Fahrspuren am Meeresboden),
| andererseits beruht der Großteil der bekannten Informationen auf den
| Berichten von Nachrichtendiensten, militärischen Abschirmdiensten und
| Regierungskreisen.
|
| Infolge der unvollständigen Beweislage sind die Vorfälle teilweise
| unklar. Einzelne Kommentatoren sind der Ansicht, dass U-Boote von
| NATO-Staaten für verschiedene Vorfälle verantwortlich seien. Hier wird
| mitunter weiter angenommen, dass U-Boote der NATO-Staaten mit geheimer
| schwedischer Duldung in die schwedischen Hoheitsgewässer eingedrungen
| seien, um der schwedischen Bevölkerung eine Bedrohung durch den Osten zu
| suggerieren, was zu einer Aufgabe der Neutralitätspolitik hätte führen
| sollen. Dieses stillschweigende Vorgehen hätte einen Bruch der
| schwedischen Neutralitätspolitik bedeutet. Die Herkunft von
| aufgezeichneten Geräuschen, die U-Booten zugeordnet werden, ist
| ebenfalls Gegenstand von Diskussionen. Eine Reihe von Aufnahmen könnte
| natürlichen Ursprungs sein, von Fischschwärmen, Netzen oder zivilen
| Wasserfahrzeugen herrühren. Als ein sowjetisches U-Boot 1981 vor der
| schwedischen Küste auf Grund lief und manövrierunfähig liegen blieb,
| konnte die Sowjetunion die Identität ihres U-Boots nicht leugnen,
| behauptete aber, das Eindringen in schwedische Hoheitsgewässer habe auf
| einem Navigationsfehler des Kommandeurs beruht.
|
| Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob S-363 die schwedischen
| Verteidigungslinien ausspionierte (was von der vorgedrungenen Position
| des U-Boots nahegelegt wird) oder ob sich das U-Boot, wie von seinem
| Kapitän behauptet, verirrt hatte (wie es der Ausfall der elektronischen
| Navigationsinstrumente des U-Boots und die Strandung in einer für
| U-Boote unmöglichen Manövrierposition nahelegen). Unklar blieb, ob das
| U-Boot mit Atomwaffen ausgerüstet war. Das schwedische Militär stellte
| bei der Untersuchung des gestrandeten U-Boots hohe Strahlendosen fest.
|
| Der ehemalige US-amerikanische Verteidigungsminister Caspar Weinberger
| äußerte 2000 in einem Interview mit Sveriges Television, dass in Folge
| der Vorfälle regelmäßig und in Absprache mit der schwedischen Regierung
| der schwedische Küstenschutz mit Hilfe von US-amerikanischen und
| britischen U-Booten geprüft wurde.[24] Ola Tunander, Professor am
| norwegischen Institut für Friedensforschung, leitete daraus sowie aus
| weiteren Indizien ab, dass ein großer Teil der eingedrungenen U-Boote
| den NATO-Staaten zuzurechnen wäre, und vermutete eine Maßnahme der
| psychologischen Kriegsführung mit dem Ziel, die schwedische
| Neutralitätspolitik zu schwächen.[25][26] Diese hatte der schwedische
| Ministerpräsident Olof Palme neu ausgerichtet; so forderte er kleinere
| Staaten auf, auf eine Entspannungspolitik seitens der Großmächte
| hinzuwirken statt sich nur passiv neutral zu verhalten. Zu einer
| vollständigen Umsetzung dieser Doktrin kam es nicht mehr, denn Palme
| fiel am 28. Februar 1986 einem Attentat zum Opfer.[27]
`----

Und die schwedische Wikipedia-Seite sagt:
https://www.wikiwand.com/sv/Ub%C3%A5tskr%C3%A4nkningar_i_Sverige

,----Edge Translate
| Laut einer Dokumentation in Mission Review im Oktober 2007 wurde keine
| einzige der mutmaßlichen U-Boot-Verletzungen durchgeführt, mit Ausnahme
| der Erdung von U-137, durch die Sowjetunion oder ein anderes Land
| innerhalb des Warschauer Paktes, von denen die meisten im Gegenteil
| darauf hindeuten, dass es NATO-U-Bootewaren, die schwedisches
| Territorium verletzten[47]. Laut einer Folgedokumentation in Mission
| Review vom 11. Juni 2008 heißt es nun, dass es sich bei den U-Booten,
| die die schwedischen Streitkräfte in der Schwedischen Armee jagten, in
| allen bekannten Fällen um Nato-U-Boote handelte, zum Beispiel aus
| Westdeutschland, den USAund dem Vereinigten Königreich. [1] Die
| Programme wurden von Emil Svensson als voreingenommen kritisiert[4].
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Wenn das alles auch nur halbwegs stimmt, - aber vermutlich ist das
russische Desinformation, EUvsDisinfo hat Wikipedia daraufhin nur noch
nicht untersucht - , dann hat der FR-Journalist in seinem Artikel aus ein
paar russischen Zeitungsartikeln abgeschrieben, auch noch einen Offiziellen gefragt,
und anschließend mit einem zwar gängigen, aber zweifelhaften Narrativ
kombiniert, Typ „Die Russen spinnen sich was zusammen und sind dabei auch noch blöd."
Das kommt immer an.




Aus dem „Eckpunkte-Papier" von Zorn und Kramp-Karrenbauer zur weiteren
Entwicklung der Bundeswehr
https://www.bmvg.de/resource/blob/5083294/2841bc319369f8c88ffebbb6b052fdde/eckpunktepapier-data.pdf

,----
| Die massive russische Aufrüstung, die sich nur wenige hundert Kilometer
| von Deutschlands Grenzen entfernt vollzieht, ist noch zu wenig
| bekannt. Die Relevanz der nuklearen Abschreckung für die Sicherheit in
| Europa – und damit auch die Bedeutung der nuklearen Teilhabe für
| Deutschland – wird öffentlich massiv unterschätzt. Und das Verständnis
| für die rasante Entwicklung der Waffentechnologie, die z.B. mit
| hypersonischen Flugkörpern, der Militarisierung des Weltraums und
| hochkomplexen Drohneneinsätzen Konflikte ebenso nachhaltig verändert,
| wie sie die Rüstungskontrolle erschwert, ist vergleichsweise gering
| ausgeprägt.
|
| Die ambitionierte und zunehmend aggressiv ausgreifende Machtpolitik
| Chinas, die auch die Umgestaltung der regelbasierten Ordnung und des
| Völkerrechts zum Ziel hat, und die für Deutschlands globalisierte
| Wirtschaft zum Risiko werden kann, findet heute deutlich stärkere
| Beachtung als in der Vergangenheit. Hingegen erscheinen den meisten
| Menschen die daraus folgenden Sicherheitsrisiken für unser Land noch
| immer weit entfernt zu sein.

Das ist natürlich keine Analyse, will auch keine sein. Es geht „nur"
darum, ein Argumentations-Terrain abzustecken. Aber das ist schon
heftig.

| ...
| Die Bundeswehr muss weiterhin gegen einen gleichwertigen Gegner
| militärische Operationen im Gefecht der verbundenen Waffen, und
| zukünftig auch im Gefecht der verbundenen Dimensionen, führen können –
| im ganzen Spektrum bis hin zum hochintensiven Gefecht. Dafür sind
| militärische Fähigkeiten zur Abschreckung in der gesamten Bandbreite,
| einschließlich der nuklearen Teilhabe, notwendig. Denn dieselben
| autoritären Staaten, die Konflikte durch hybride Ansätze flexibel,
| unterhalb der Schwelle des Artikel 5 des NATO-Vertrags steuern, bauen
| nach wie vor ihre Fähigkeiten zur „klassischen Kriegführung" aus und
| verfügen bereits heute über Fähigkeiten für schnelle Anfangsoperationen.
| Die Faktoren Zeit und Geschwindigkeit gewinnen im Lichte
| sicherheitspolitischer Entwicklungen und technologischer Fortschritte
| enorm an Bedeutung. Die Bundeswehr muss in der Lage sein, ohne lange
| Vorlaufzeiten auf eine Konflikteskalation zu reagieren, d.h. „Kräfte der
| ersten Stunde" insbesondere an den Außengrenzen des Bündnisses
| einzusetzen. Die Befähigung für schnelle Anfangsoperationen als
| Reaktion auf eine eskalierende militärische Krise erfordert eine
| Kaltstartfähigkeit, eine hohe Reaktionsfähigkeit sowie
| Durchsetzungsfähigkeit gegen vorhandene gegnerische „Anti-Access/Area
| Denial (A2/AD)" Architekturen. Eine hohe Einsatzbereitschaft bereits in
| Friedenszeiten ist unabdingbar.
`----

Aus einem „Kaltstart" heraus Kaliningrad zerschlagen können. Das ist das
Ziel. Davon hat der FR-Journalist natürlich noch nie was gehört. Sonst
könnte der die russischen Aufrüstungen in einen plausibleren Kontext
stellen.




„Angela Merkel, Wladimir Putin und der Permafrost - Angela Merkel
misstraut Wladimir Putin zutiefst. In den Jahren ihrer Kanzlerschaft ist
das deutsch-russische Verhältnis erkaltet. Was bedeutet das für Europa?
- Antje Vollmer"
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/angela-merkel-wladimir-putin-und-der-permafrost-li.159929
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| Bei den Berliner Eliten aber hat es einen radikalen Generationenwechsel
| gegeben, von Entspannungspolitikern zu überloyalen Transatlantikern. Sie
| fühlen sich sträflich sicher unter dem Nato-Schutzschirm, sie sehen
| keine Kriegsgefahr weit und breit. Ja, sie werden selbst zu
| Propagandisten des Menschenrechts-Bellizismus. Lauscht man dem
| überwiegenden Sound heutiger deutscher Politiker und Medien in ihrem
| Umgang mit Russland, so klingt er wie schwarze Pädagogik: anprangernd
| und belehrend. Man redet nicht miteinander, man maßregelt, vom Gefühl
| der unendlichen moralischen und kulturellen Überlegenheit berauscht. Es
| ist quälend, das zu erleben.
|
| Was bitte haben gerade die Deutschen den Russen vorzuwerfen?
|
| Dabei genügt ein kurzer Blick in die Geschichte seit 1900, um sich zu
| fragen: Was bitte haben gerade die Deutschen den Russen vorzuwerfen?
`----

Sehr lesenswerter Artikel.

Eine Einschätzung der gegenwärtigen Politik von einem ehemaligen FDP-Politiker
https://www.berliner-zeitung.de/zeitenwende/bitte-keinen-kalten-krieg-mehr-li.155666

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https://friedenslage.blogspot.com/