Mittwoch, 17. November 2021

Friedenslage am 17.11.2021 (17:57:21)

Krieg mit Russland real?
https://www.theguardian.com/uk-news/2021/nov/14/uk-must-be-ready-for-war-with-russia-says-armed-forces-chief

,----
| Großbritannien muss bereit für den Krieg mit Russland sein, Der
| Chef der Streitkräfte Nick Carter sagt, Russland sei in Osteuropa zu
| einer größeren Bedrohung geworden, aber er glaubt nicht, dass es einen
| "heißen Krieg" will.
`----

https://de.rt.com/europa/127102-britischer-spitzengeneral-warnt-gefahr-krieges/

,----
| Der Chef des britischen Verteidigungsstabes, der zugleich der
| militärische Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte ist, hat
| eindringlich vor der Gefahr eines ungewollten Kriegsausbruches mit
| Russland in Folge einer außer Kontrolle geratenen Eskalation gewarnt.
| Britischer Spitzengeneral warnt: Gefahr eines Krieges mit Russland
| größer als je zuvor.
|
| Der Chef des britischen Verteidigungsstabes, General Sir Nick Carter,
| hat erklärt, dass das Vereinigte Königreich und seine Verbündeten heute
| einem höheren Risiko eines militärischen Konflikts mit Moskau ausgesetzt
| sind als je zuvor während des Kalten Krieges. Er fügte hinzu, dass
| "traditionelle diplomatische Mechanismen" nicht mehr vorhanden seien.
|
| Die Entstehung einer "multipolaren Welt" aus der Asche des bipolaren
| internationalen Systems des Kalten Krieges habe zu einem stärkeren
| Wettbewerb zwischen den Nationen geführt. In diesem Wettbewerb könnten
| das Vereinigte Königreich sowie andere westliche Staaten und Russland
| leicht gegeneinander ausgespielt werden, sagte Carter am Samstag
| gegenüber The Times Radio.
`----

https://www.anti-spiegel.ru/2021/das-russische-fernsehen-ueber-die-roten-linien-russlands-und-ueber-kramp-karrenbauer/
Text Putin:
,----
| „Stellen wir uns vor, die Ukraine wird Mitglied der NATO. Die Flugzeit
| von Charkow oder von Dnepropetrowsk nach Zentralrussland, nach Moskau,
| würde sich auf 7 Minuten verkürzen. Ist das eine rote Linie für uns oder
| nicht? Um die Flugzeit auf 7 bis 10 Minuten zu reduzieren, müssten wir
| unsere Raketen an der Südgrenze Kanadas oder an der Nordgrenze Mexikos
| aufstellen. Ist das eine rote Linie für die USA oder nicht? Und für uns?
| Muss man darüber überhaupt nachdenken?", erklärte Wladimir Putin.
`----
Schon einmal verwendet:
https://friedenslage.blogspot.com/2021/10/friedenslage-am-30102021-203943.html

Diese Rede von Putin ist im Westen nicht sehr beachtet worden. Putin
sagt weder, wo die „roten Linien" sind, die der Westen nicht
überschreiten darf, noch, welche Reaktion Russland zeigen wird, wenn
diese übrschritten werden.

Als der Westen hinsichtlich der Krim, vor allem wegen Sewastopol, 2014
„rote Linien" überschritt, bestanden die Reaktionen Russlands einmal in
militärischen Einsätzen auf der Krim - auch wenn dabei keine Gewalt
eingesetzt wurde, weil die ukrainischen Soldaten teils überliefen, teils
abzogen, so war es doch Einsatz von Militär. Und zweitens hat Russland
die Rebellen in der Ostukraine mindestens mit militärischen Gerät
unsterstützt, wenn nicht mehr.

Man kann die Äußerung Putins also so verstehen - worst case -: Wenn die
Ukraine Mitglied der Nato wird, wird Russland durch den Einsatz von
Militär dafür sorgen, dass Nato-Truppen so weit wie möglich von Russland
entfernt bleiben. Und da man nicht annehmen muss, dass die Nato oder
ihre Mitgliedsstaaten das hinnehmen würden: Das wäre Krieg.




„Deutschlands Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert
Tagung mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr Eberhard Zorn"
Tagungsbericht aus der „Akadamie für Politische Bildung Tutzing"
https://www.apb-tutzing.de/news/2021-11-11/bundeswehr-generalinspekteur-sicherheitspolitik-afghanistan-nationaler-sicherheitsrat

,----
| Deutschlands Scheu vor militärischer Verantwortung
|
| Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität
| der Bundeswehr München, sieht eine große Herausforderungen für die
| Bundeswehr in der Rolle, die sie in der Welt einnimmt. ..
|
| Er hält Deutschland für nicht für strategiefähig: "Für die Welt des
| 21. Jahrhunderts haben wir eine inadäquate Sicherheitsarchitektur." ...
|
| Doch in Deutschland herrsche ein grundlegendes Missverständnis, wozu die
| Bundeswehr da sei. "Nicht als Reaktion auf Krach-Bumm-Peng", erklärt
| Masala, "sondern als Mittel der Diplomatie." Für die USA liege der
| Einsatz der Streitkräfte als 'option of last resort' - als letzter
| Ausweg - immer auf dem Tisch. Die Armee dient als Druckmittel, "als
| Drohgebährde, um die Diplomatie zur Geltung zu bringen", wie es Carlo
| Masala formuliert.
`----

Deutschland soll also die USA nachmachen: Militär als Druckmittel gegen
andere Staaten einsetzen. Das ist natürlich nur dann glaubwürdig, wenn
man ab und zu vorführt, dass man ab und zu das Militär gegen andere
Staaten einsetzt. Schon, damit die Welt sich daran gewöhnt, dass
Deutschland mit Militär droht und es auch einsetzt, wenn andere Staaten
nicht so wollen, wie Deutschland will.

Bekanntlich sind die USA mit dieser Politik sehr
erfolgreich</IronieOff>. Die Siege im Irak und in Afghanistan, denen
politische Niederlagen folgten, so unterschiedlich die Entwicklung auch
war. Die Katastrophe von Libyen, der vergebliche Versuch des
RegimeChanes in Syrien. Für eine Armee, die 700 Mrd. Dollar im Jahr
kostet, sind das miserable Ergebnisse. Aber vielleicht hat nicht die
US-Army versagt, sondern die Politik, die ihr unlösbare Aufgabe
stellte. Armeen sind nun mal schlecht geeignet, Staaten in kulturell
fremden, gar unbegreiflichen Gegenden einzurichten. In Europas Süden
kann man also mit Armeen nicht so fürchterlich viel erreichen. Und wenn
man sie trotzdem einsetzt, dann kommt mit höchster Wahrscheinlichkeit
was anderes dabei heraus, als man vorher wollte.

Was gemeint ist: https://www.youtube.com/watch?v=8fISVqdnnj4 Wenn 20
Jahre Krieg in Afghanistan nicht reichen, dann eben so lange weiter
machen, bis das Ziel erreicht ist. Was es auch kosten möge. Auch, wenn
man gar nicht weiß, was je dabei herauskommen könnte.


https://twitter.com/CarloMasala1/status/1424309878693285900

,----
| Ich halte die jetzt vielfach gestellte Frage "Was hat der Einsatz
| gebracht?" übrigens für falsch, da sie davon ausgeht, dass man diesen
| Krieg eigentlich hätte gewinnen müssen, angesichts der materiellen
| Überlegenheit der Koalition.
|
|
| Wie man allerdings aus der Geschichte weiß, gibt es den "Nebel des
| Krieges" , der es nie vorhersehbar macht, ob man die richtige Strategie
| und Taktik verfolgt. Und es gibt das Phänomen unintendierter
| Konsequenzen des eigenen Handelns. D.h. man erzeugt durch das eigene
| Handeln Effekte, die man vorab nicht einschätzen/vorhersehen kann und
| mit deren Bewältigung man sich nacher mehr beschäftigen muss, als mit
| der Verfolgung des eigentlichen strategischen Ziels. ...
| Was ich sagen will. Wenn man in einen Krieg zieht, geht man in der Regel
| davon aus, dass man schnell gewinnen wird, weil man überlegen ist, aber
| man muss halt immer damit rechnen, dass dies a) nicht passiert und b)
| sich alles auch ins Gegenteil verkehren kann. ...
|
| Also. "Was hat es gebracht?" ist aus der Perspektive der Koalition die
| falsche Frage. Man kann mit dieser Frage keine strategischen, operativen
| oder taktischen Lehren ziehen.
`----
https://friedenslage.blogspot.com/2021/08/friedenslage-am-09082021-2357.html

Obwohl man also nicht wissen kann, was erreicht werden kann, es kann
alles ganz anders werden, als man sich gedacht hat, muss man so lange
dabei sein, wie man irgend kann. (- Welches Kraut?)


Und gen Osten? Die Bundeswehr als Druckmittel gegen Russland? „Wenn ihr
uns Sewastopol nicht gebt, dann knallt es!" Man würde sagen
„Wiederherstellung der Souveränität der Ukraine", der Griff nach dem
russischen Schwarzmeerhafen wäre aber gemeint. Hatten wir schon mal:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Sewastopol_1941%E2%80%931942,
Theoderichshafen. Oder Russland mit der „Deutschen Marine" drohen, damit
es Kaliningrad wieder her gibt? -

Oder, aktuell, mit der Nato Weißrussland drohen, damit es die
Flüchtlinge wieder dort hin bringt, wo die Nato-Staaten ihnen Grundlagen
für ein menschenwürdiges Leben nahmen?

Hat schon seinen Grund, dass die Nato in den Krisen des europäischen
Ostens zwar kein Problem damit hat, mit der einheimischen Bevölkerung
spielen, aber bislang vollständig davon abgesehen hat, sich mit eigenen
Truppen, eigenen Staatsangehörigen an ihren Abenteuern zu beteiligen.

Wo Nato-Staaten mit Truppen herumfuhrwerkten, konnten sie keinen
dauerhaften politischen Erfolg erzielen, sie leiden im Gegenteil auch
unter den Folgen diese Kriege. Und im Osten traut man sich nicht.

Kindische Anschauungen.

So kann man die Vorschläge dieses Profs schlicht als Quatsch beiseite
schieben. Dass Professoren Unsinn reden, hat in Deutschland
Tradition. https://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_der_93

Genau deshalb hat man sehr vorsichtige, sehr zurückhaltende
Formulierungen in das Grundgesetz geschrieben.

,----
| Art 87a
|
| (1) Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige
| Stärke und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem
| Haushaltsplan ergeben.
|
| (2) Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt
| werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt.
`----

Na, vielleicht kann man das GG so lange dehnen, bis es solch eine
Politik zulässt.

Wenn es nicht gelingen sollte, dass GG per Interpretation so zu
verändern, dass die Bundeswehr nach politischem Belieben der
Bundesregierung - das Parlament wird schon mitmachen - in der Welt
schießend gegen andere Staaten eingesetzt werden kann, hat der gute Prof
natürlich ein Problem:

,----
| Art 5
|
| (3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit
| der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
`----

Aber diese Hürde kann man sicher weg interpretieren. Man muss nur
wollen. Dafür findet sich schon ein Jurist.

Bemerkenswert natürlich, dass dieser Mann als Hochschullehrer an einer
Universität der Bundeswehr Einfluss nicht nur auf den Offiziersnachwuchs
hat. Da wächst eine Generation heran, die mit völlig unzulänglichen
geistigen und moralisch verlotterten Instrumentarien in ihr Berufsleben
geht.

Und bemerkenswert, dass eine bisher angesehene Einrichtung, die
Politische Akademie Tutzing, solch geistloses Zeugs verbreitet.

Und keiner lacht laut.



--
https://friedenslage.blogspot.com/