Donnerstag, 8. Juni 2023

Friedenslage am 08.06.2023 (17:12:18)

Polen gegen Russland.
https://twitter.com/W_Kononczuk/status/1666209732627947543
Der Autor dieses Tweets ist Direktor des staatsfinanzierten Thinktanks
„Ośrodek Studiów Wschodnich" https://www.osw.waw.pl/en, der sich mit
Mittel- und Osteuropa beschäftigt. Man kann deshalb wohl sagen, dass die
Erinnerung an diesen Zeitungsartikel, der 1973 in einer
polnisch-sprachigen Zeitung in GB erschien, Teil programmatischen
Handelns ist.

,----
| Vor 50 Jahren erschien in „Kultura" (Juni 1973) einer der berühmtesten
| Artikel vonOśrodek Studiów Wschodnich Juliusz Mieroszewski „Polska Ospolitik".
|
| Der Text hatte programmatischen Charakter und war ein wichtiges Element
| der Interpretation der Ostpolitik der „Kultura".
|
| Es lohnt sich, an seine zentralen Thesen zu erinnern:
|
| „Aufgabe der polnischen Ostpolitik sollte es sein, alle zentrifugalen
| Kräfte in den Sowjets zu wecken und zu verstärken und die gemeinsame
| Front der von den Sowjets unterworfenen Nationen zu festigen."
|
| „Nicht alles, was edel und romantisch ist, muss unrealistisch sein."
|
| „Der erste Punkt der polnischen Ostpolitik sollte die Anerkennung des
| Rechts auf Selbstbestimmung und unabhängige staatliche Existenz aller
| von den Sowjets unterdrückten Nationen sein. Aus polnischer Sicht gilt
| dieser Punkt insbesondere für Ukrainer, Weißrussen und Litauer." "
|
| „Da die Einigung und Einheitsfront der unterworfenen Nationen die
| Grundvoraussetzung für die Liquidierung – unter günstigen Umständen –
| des russischen Imperialismus ist, sollten wir den Ukrainern und Litauern
| nicht nur versichern, dass wir keine Wiedergutmachungsansprüche an
| Vilnius und Lemberg stellen."
|
| „Wir befürworten das Programm zur Befreiung der von Russland
| unterworfenen Nationen – nicht aus Romantik, nur weil wir keinen anderen
| Weg vor uns haben und es auch nie gegeben hat."
|
| Mieroszewski (und Giedroyc) waren fleißige Schüler ihrer großen
| Vorgänger – von Hotel Lambert, Piłsudski und Prometheisten. Sie
| modernisierten effektiv frühere polnische politische Ideen in Richtung
| Osten.
|
| Mieroszewski hatte recht: „Wenn sich die Situation in Osteuropa zu
| ändern beginnt, werden die Polen nur dann Einfluss auf die Entwicklung
| der Ereignisse nehmen können, wenn sie ein vereinbartes Ostprogramm
| haben."
|
| Heute, in einem Land mit einem Defizit an Konsens, ist die Ostpolitik
| eines der wichtigsten Themen.
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Im Original
https://teologiapolityczna.pl/juliusz-mieroszewski-polska-ostpolitik
etwas mühsam zu lesen, weil viel Anspielungen auf innerpolnische
Auseiandersetzungen enthaltend, die nicht spontan zugänglich sind.

Mieroszewski propagiert ein Bündnis Polens mit den nichtrussischen
Nationen Russlands, um Russland, wie wir es kennen, von unten her
aufzulösen. Es soll ein Bündnis aus Polen, Litauen, Belarussland und der
Ukraine gegen die russische Zentrale entstehen. Es handelt sich also um
ein Programm zur Wiederherstellung der polnisch-litauischen
Rzeczpospolita https://de.wikipedia.org/wiki/Rzeczpospolita, natürlich
nicht in schlichter Imitation, sondern auf der Basis des Nationalismus
des 19. Jahrhunderts, als Bündnis von Nationalstaaten. Dieses Bündnis
ist aber erst möglich, wenn sich das Russland - das russische Reich, der
russische Imperialismus - jenseits der Grenzen dieser neuen
Rzeczpospolita in viele nationalistische Kleinstaaten zerlegt hat.

Wenn gerade jetzt von einer quasi-staatlichen polnischen Stelle auf
diesen Text verwiesen wird, kann das als Programm für einen
unbegrenzten, unendlichen Krieg Polens und seiner Verbündeten gegen
Russland gelesen werden, bis nicht nur die Teilungen Polens im
18. Jahrhundert durch Russland, Preußen und Österreich rückgängig
gemacht worden sind, sondern Polen Russland als vorherrschende Macht in
Osteuropa abgelöst hat.

In Deutschland hat man immer noch die Vorstellung, Polen sei gerade
dabei, sich nach dem zweiten Weltkrieg und dem Sozialismus
wirtschaftlich und politisch zu normalisieren und übertreibe dabei
etwas, jedenfalls was Polens Außenpolitik angeht. Damit dürften die in
Polen vorherrschenden Absichten unterschätzt werden.

Polen hat - anders als die vergangenen Weltmächte Rom, Spanien und die
Niederlande, anders als die ehemaligen Ostseegroßmächte Dänemark und
Schweden seinen Platz in Europa noch nicht gefunden. Es hat keine klugen
Schlüsse aus der Vergangenheit gezogen, sonder will noch und noch wieder
durchleben. Man kann nur hoffen, dass es sich dabei nicht besonders dumm
anstellt.

Sicher kann man nicht sein.




„CIA soll zuvor Hinweise auf Anschlag gehabt haben"
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/cia-soll-zuvor-hinweise-auf-nord-stream-anschlag-gehabt-haben-18947267.html

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| Nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee
| führen einem amerikanischen Medienbericht zufolge weitere Spuren in die
| Ukraine. Die Zeitung „Washington Post" berichtete am Dienstag, der
| amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA habe bereits im Juni 2022 und
| damit drei Monate vor den Detonationen von einem ukrainischen Plan für
| einen solchen Anschlag erfahren. ...
|
| Die USA teilten die Informationen dann mit Deutschland und anderen
| Europäern, schreibt die „Washington Post" unter Berufung auf informierte
| Kreise.
`----
Keine Ahnung, wie man mit so etwas umgeht. Man geht wohl besser davon
aus, dass es wahr sein kann, dann man vielleicht aber belogen werden soll.



„Amerika in der Nähe, Russland unten und China fernhalten: Wie sich
Europäer in einer wettbewerbsorientierten Welt zurechtfinden"
https://ecfr.eu/publication/keeping-america-close-russia-down-and-china-far-away-how-europeans-navigate-a-competitive-world/
Resulate von Demoskopie:

,----
| 1. Russlands Krieg gegen die Ukraine hat den europäischen Bürgerinnen
| und Bürgern gezeigt, dass sie in einer Welt der Nichtkooperation
| leben. Doch ihr kooperativer außenpolitischer Instinkt passt sich nur
| langsam an diese neue Realität an.
|
| 2. Die Europäer wollen in einem möglichen Konflikt zwischen den USA und
| China neutral bleiben und zögern, das Risiko von China zu verringern –
| auch wenn sie die Gefahren seiner wirtschaftlichen Präsenz in Europa
| erkennen. ..
|
| 5. Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben die Möglichkeit,
| einen öffentlichen Konsens über den europäischen Umgang mit China, den
| USA und Russland zu erzielen. Aber sie müssen verstehen, was die
| Öffentlichkeit bewegt, und klar über die Zukunft kommunizieren.
`----

Die außenpolitische Wende gegenüber Russland scheint von den EU-Bürgern
akzeptiert, aber nicht, noch nicht gegenüber China. Gewachsenes
Misstrauen, aber keine Lust, mit den USA gemeinsam Front zu machen. --
Da ist noch viel Arbeit nötig, da wird uns noch so manchen mediale
Inszenierung erreichen.



„„Der Präsident will die ganze Ukraine": So traf Putin die Entscheidung
für den Krieg – eine Rekonstruktion Der russische Überfall auf die
Ukraine kam für viele im Westen völlig überraschend. Doch Recherchen in
Putins Umfeld zeigen: Der Kremlherrscher fasste den Beschluss lange im
Voraus."
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/der-prasident-will-die-ganze-ukraine-so-traf-putin-die-entscheidung-fur-den-krieg--eine-rekonstruktion-9887228.html
Dieser Text war kürzlich öffentlich zugänglich. Er soll auf vielen
Interviews in der Umgebung Putins beruhen. Er zeigt, ganz anders als die
Überschrift sagt, dass Putin vielmehr sehr kurzfristig von Entscheidung
zu Entscheidung stolperte, von einer langfristigen
russisch-imperialistischen Planung gerade nicht die Rede sein kann.



Über Air Defender
https://www.imi-online.de/2023/06/01/sonderseite-grossmanoever-air-defender-2023/
Sonderseite, die immer wieder aktualisiert werden soll.

„"Wir schrecken mögliche Gegner ab" -- Mit Schiffen und Hubschraubern
sichert ein Nato-Verband unter Flottillenadmiral Thorsten Marx die
Ostsee. Wie kann die kritische Infrastruktur im Meer geschützt werden?
-- Interview: Dr.Hauke Friederichs"
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-06/ostsee-manoever-russland-nato-marine
Man fährt auf, was man hat. Bleibt aber vorsichtig.

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| ZEIT ONLINE: Es gibt Berichte über zwei russische Spezialschiffe, die
| Monate vor den Sprengungen der Nord-Stream-Pipelines über die Röhren
| gefahren sind und sich merkwürdig verhalten haben. Meinen Sie das mit
| Auffälligkeiten?
|
| Marx: Generell kann ich sagen, dass die Nato die Lagebild-Koordinierung
| übernommen hat und die deutsche Marine dazu einen Beitrag leistet. So
| erkennen wir sehr gut, wo abnormales Verhalten geschieht. Und dort wird
| speziell nachgeschaut. Insgesamt bewegen sich die Schiffe der russischen
| Marine derzeit auf Nord- und Ostsee nie unbeobachtet.
`----
Die Marine weiß, wer wann über Nordstream rumkurvte. Damit weiß sie
auch, wer Nordstream gesprengt haben könnte und wer nicht.




Nichts zum Damm. Ist noch zu unübersichtlich.

-- https://friedenslage.blogspot.com/