Sonntag, 6. November 2022

Friedenslage am 06.11.2022 (20:43:36)

Verhandlungen?
https://www.berliner-zeitung.de/news/deutschlandtrend-umfrage-mehrheit-der-deutschen-wuenscht-sich-mehr-diplomatie-zur-beendigung-des-ukraine-kriegs-li.283444

,----
| Eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich laut einer Umfrage mehr
| Diplomatie zur Beendigung des Ukraine-Kriegs. 55 Prozent der Befragten
| sagten im ARD-„Deutschlandtrend", dass die diplomatischen Bemühungen der
| Bundesregierung nicht weit genug gingen, wie der WDR am Donnerstag
| mitteilte. Im Vergleich zu einer Vorgängerumfrage aus dem Juni bedeutet
| dies ein Plus um 14 Prozentpunkte.
`----
In der veröffentlichten Öffentlichkeit werden Verhandlungen
abgelehnt. Wer immer einen auch nur etwas bekannten Namen hat und auf
Twitter für Verhandlungen plädiert, erntet sofort einen Shitstorm von
geradezu kosmischen Ausmaßen.

Dabei ist gar nicht klar, was mit Verhandlungen gemeint ist: Sondierende
Gespräche oder Vorbereitung eines Friedensvertrags? Man könnte auch
Gespräche zur Begrenzung des Kriegs führen: Wenn Ihr dieses nicht macht,
machen wir jenes nicht mit dem Ziel, bestimmte Waffenarten nicht zum
Einsatz kommen zu lassen oder die Bevölkerung zu schonen. Manche
Gespräche finden ja auch statt, etwa zum Austausch von Kriegsgefangenen,
ein sonderbarer Vorgang, denn die ausgetauschten Gefangenen könnten sich
doch gleich wieder bei den Kampftruppen einreihen. Vielleicht umfassen
die Abreden aber auch solche Vorgänge.

Es wird klar, dass das Versprechen der
Schweres-Gerät-an-die-Ukraine-Lieferanten nicht aufgehen wird: Dass
nämlich mit diesen Lieferungen nicht nur der Friede näher rücken wird,
sondern dass es den Menschen besser gehen wird, Menschenleben gerettet
werden und Putin / Russland sich zu Verhandlungen und einem Frieden zu
Gunsten der Ukraine bereit erklären wird.

Die russischen Niederlagen haben stattdessen dazu geführt, dass Russland
seine Kampfhandlungen intensiviert. Momentan sieht es so, dass Russland
dabei ist, die gesamte Energie- und Wasserinfrastruktur der östlichen
Ukraine zu zerschlagen. Inwieweit das gelingen kann, kann man ohne
Einblick in die russische Rüstung nicht sagen, jedenfalls haben sich all
die bisherigen Behauptungen, morgen oder übermorgen würde die russische
Armee kampfunfähig auseinander fallen, so dass Russland nachgeben müsse,
nicht bewahrheitet.

Und der Glaube daran sinkt. Wenn eintritt, was befürchtet werden kann,
wird der Frost den Menschen das Leben dort unmöglich machen, viele oder
sogar sehr viele werden in die Gegenden fliehen, in denen es Heizung und
Warmwasser gibt: Nach Polen und Deutschland, einige sicher auch nach
Russland.

Sollte es so weit kommen, wird die ukrainische Armee sich auch nicht
mehr bewegen können: Wenn der Eisenbahn der elektrische Strom fehlt,
gibt es keinen Nachschub an Waffen und Treibstoff.

Kann alles passieren. Und es kann dann geschehen, dass die
Lebensbedingungen sich auch in den Staaten verschlechtern, die die
Ukraine unterstützen.

MaW: Jene, die meinen, es müssten Waffen geliefert werden und irgendwann
würde Russland nachgeben, könnten zwar langfristig recht haben, denn
Russland wird kaum einen lang andauernden Landkrieg gegen die
Wirtschafts- und Militärmacht der Nato durchstehen können. Aber vorher
könnte die Ukraine eben doch militärisch, politisch und wirtschaftlich
zusammenbrechen, während ihre Verbündeten die Unterstützung kürzer
halten.

Die Befürworter von Lieferungen scheinen keinen Plan zu haben, wie die
aktuelle Überlegenheit an dieser und jener Front in einen zugleich
militärischen und politischen Vorteil umgewandelt werden kann. Sie können die
aussichtsreichen Zwischenschritte nicht angeben, sondern nur auf einen
Endsieg vertrösten, den es womöglich nie geben wird.

Die Leute ahnen diese Schwierigkeiten, wissen sie vielleicht sogar. Sie
müssen sie aus dem, was im Fernsehen vorgesetzt bekommen und in den
Zeitungen lesen, quer herauslesen. Und, wie es aussieht, sie tun es.



Ein Beispiel dafür, wie und dass diese Außenpolitik ihre Ziele kaum
erreichen kann:
„Bidens Außenpolitik ist der Untergang der Demokraten – und der Ukraine
-- Von Jeffrey D. Sachs | 04. November 2022"
https://makroskop.eu/38-2022/bidens-aussenpolitik-ist-der-untergang-der-demokraten-und-der-ukraine/

,----
| Durch eine zutiefst fehlgeleitete Außenpolitik untergräbt US-Präsident
| Joe Biden die Erfolgschancen der Demokraten im Kongress. Im Glauben,
| dass Amerikas Ruf in der Welt durch den Ukraine-Krieg auf dem Spiel
| steht, hat er eine diplomatische Alternative bisher konsequent
| abgelehnt. Zugleich verschärft der Ukraine-Krieg – in Kombination mit
| dem Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen zu China durch die
| Biden-Administration – die Stagflation. Was für Biden zum handfesten
| Problem wird, wird den Republikanern wahrscheinlich eines oder beide
| Häuser des Kongresses bescheren.
`----
Sondern sich sogar selbst untergräbt. - Die Nato-Politik, der Ukraine
zwar Waffen zu liefern, aber selbst nicht politisch aktiv zu werden,
setzt in den Staaten des Westens eine sichere und lang anhaltende
politische und wirtschaftliche Stabilität voraus, bis die Ukraine ihren
Erfolg errungen hat. Es sieht aber so aus, dass die Unterbrechung der
Wirtschaftsbeziehungen mit Russland solch erhebliche Auswirkungen auf
das Innenleben der verbündeten Staaten haben kann, dass die
Unterstützung der Ukraine vorzeitig eingestellt wird.

Was dann?



Interessante Texte:

Atomkriegsgefahren
https://makroskop.eu/38-2022/es-kommt-naher/

Der Ukraine-Krieg ist erst der Anfang
https://news.yahoo.com/us-nuclear-forces-chief-says-163947730.html

Überlegungen zur Zukunft dieses Kriegs.
https://carnegieendowment.org/politika/88301



--
https://friedenslage.blogspot.com/