Sonntag, 26. Februar 2023

Friedenslage am 26.02.2023 (18:40:56)

„Als im Westen der Groschen fiel -- Die Russen sagten dem CIA-Chef:
"Putin fährt auf Sieg""
https://www.n-tv.de/politik/Die-Russen-sagten-dem-CIA-Chef-Putin-faehrt-auf-Sieg-article23944192.html
Aber irgendwie ist der Groschen falsch herum gefallen:

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| Sie haben schon im vergangenen Herbst den Vorschlag gemacht, dass
| westliche Länder sich zusammenschließen sollten, um Leopard-Panzer zu
| liefern. ... Kommt der Westen nach einem Jahr langsam auf Augenhöhe mit
| der Herausforderung Krieg?
|
| Wir holen gerade auf. ... Er (Biden)und viele andere, eigentlich die
| ganze politische Rhetorik, bis auf die Balten, klang so: Ein Siegfrieden
| Russlands muss vermieden werden und die Ukraine gestärkt in baldige
| Verhandlungen gehen.
|
| Dann war die russische Angriffskraft im Spätsommer tatsächlich
| geschwächt.
|
| Aber statt Verhandlungsbereitschaft zu zeigen, hat Putin mobilgemacht
| und vier besetzte Gebiete annektiert. Als Folge dessen haben wir im
| Herbst/Winter einen Wechsel in der westlichen Zielsetzung gesehen.
`----

Die Lieferungen der schweren Waffen im Sommer 21 haben zwar militärische
Erfolge gebracht, aber keine politischen. Sie sollten Russland an den
Verhandlungstisch zwingen, stattdessen hat Russland seine Ziele
gesteigert. Wenn die Nato nicht bereit ist, über das Verhältnis der Nato
zu Ukraine zu reden, dann nimmt Russland sich von der Ukraine das, was
es kriegen kann, damit die Nato es nicht bekommt. Vorerst jedenfalls
haben die Lieferungen zum exakt gegenteiligen Ziel geführt. Es handelt
sich mithin um keine rationale politische Strategie, sondern um
militaristische Zockerei, jedenfalls bislang




„Soziologe Streeck im Interview: "Die Amerikaner meinen es bitterernst""
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/soziologe-wolfgang-streeck-die-amerikaner-meinen-es-bitterernst-92108110.html
Nur ein kleiner Auszug:

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| Alle, die sich mit dem Thema ernsthaft beschäftigen, wissen im Grunde,
| wie das Ergebnis dieses Krieges aussehen wird: nämlich ungefähr wie die
| Minsker Vereinbarungen – nicht unähnlich übrigens der politischen
| Plattform, auf der Selenskyj 2019 mit Dreiviertelmehrheit vom
| ukrainischen Volk gewählt wurde.
`----
Unbedingt ganz lesen.


„Wie der Russland-Ukraine-Krieg enden könnte – vier Szenarien untersucht"
https://www.telegraph.co.uk/global-health/terror-and-security/how-russia-ukraine-war-could-end-four-scenarios-examined/

Meine wahrscheinlichste Variante:
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| Ein anderes Ergebnis ist möglich, aber höchst ungewiss. Erfolgreiche
| russische Gegenoffensiven im Donbass und die anhaltende Zerstörung
| kritischer Infrastruktur im ganzen Land könnten es Moskau ermöglichen,
| seine territorialen Gewinne zumindest in Bezug auf die vier annektierten
| ukrainischen Oblaste zu konsolidieren.
|
| Eine stabilisierende Frontlinie würde Kiew kaum eine andere Wahl lassen,
| als entweder ein Waffenstillstandsabkommen zu russischen Bedingungen
| anzustreben oder es abzuwarten, in der Hoffnung, die Situation auf dem
| Schlachtfeld später zu ändern.
`----

So ähnlich sieht es auch Streeck. Bei den jetzigen Linie oder in deren
Nähe teilt sich das Land in einen russischen und einen nato-ukrainischen
Teil. Meine Vermutung: Eher unwahrscheinlich, dass dazu eine Linie wie
in Korea abgesprochen wird, wahrscheinlicher, dass die kriegerische
„Kontaktlinie" um den Donbass aus der Zeit nach 2014 nur verschoben ist:
Es knallt ständig, es wird weiterhin gestorben. Russland wird diese
Gebiete so russisch machen, dass ein späterer Wechsel zurück nur mit
einer Vertreibung der Bevölkerung möglich sein wird. Die „Rest-"Ukraine
wird weitgehend in die EU und in die Nato integriert werden, vielleicht
ohne juristisch Mitglied zu sein, aber doch faktisch. Die Gebiete werden
„ukrainisiert" werden, Sprache und Kultur Russlands werden
verschwinden. - Kann sein, kann nicht sein.




„Historiker Jan C. Behrends "Russland ist ein in Auflösung befindliches
Imperium""
https://www.n-tv.de/politik/Russland-ist-ein-in-Aufloesung-befindliches-Imperium-article23928256.html
Jeder Abschnitt der Politik braucht einen Historiker als
Zentralideologen, wenn man die Geschichte schon nicht ändern kann, kann
man es doch mit der Lesart. Behrends bemüht sich gerade um diesen
Posten. Macht aber noch einen etwas zu grob gestrickten Eindruck, muss
feingeistiger kommen.

--
https://friedenslage.blogspot.com/