Zu Afghanistan
https://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-die-taliban-koennten-vom-regierungs-chaos-profitieren-a-69291170-907a-42ae-aef5-9c52bae7bb79
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| Es könnte der Anfang einer neuen Ära sein. Ende des Monats wollen die
| USA tatsächlich mit den islamistischen Taliban einen Vertrag
| unterzeichnen, in Doha, im Emirat Katar. Die Unterschriften würden den
| sukzessiven Abzug der internationalen Truppen vom Hindukusch
| besiegeln. Im Gegenzug versichern die Taliban, dass sie künftig nicht
| mehr mit Terrorgruppen wie al-Qaida oder dem sogenannten "Islamischen
| Staat" zusammenarbeiten.
|
| Nach dem Friedensschluss mit den Amerikanern sollen die Taliban auch
| Gespräche mit der afghanischen Führung aufnehmen. Fast zwanzig Jahre
| nach den Terroranschlägen von 9/11 und dem Beginn des Kriegs gegen die
| Taliban hört sich das zunächst nach einer positiven Wende an. Das
| Problem: Ob es wirklich dazu kommt, ist mehr als ungewiss.
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"Wie ein guter Krieg daneben ging", eine Analyse der Niederlage der USA
https://www.foreignaffairs.com/articles/afghanistan/2020-02-10/how-good-war-went-bad
Lesenswerter Text
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| Die Vereinigten Staaten scheiterten in Afghanistan größtenteils an
| hartnäckigen Missständen, der Einmischung Pakistans und einem intensiven
| afghanischen Engagement für den Widerstand gegen die Besatzer, und sie
| blieben größtenteils wegen unerbittlicher terroristischer Bedrohungen
| und ihrer Auswirkungen auf die US-Wahlpolitik. Es gab nur wenige
| Chancen, sich durchzusetzen, und nur wenige Chancen, herauszukommen.
|
| In dieser Situation erforderte ein besseres Ergebnis eine besonders gut
| verwaltete Strategie. Die vielleicht wichtigste Lektion ist der Wert des
| Vorausdenkens: Berücksichtigung einer Vielzahl von Ergebnissen, anstatt
| sich auf das bevorzugte zu konzentrieren. US-Präsidenten und Generäle
| sahen wiederholt, dass ihre Pläne zu kurz kamen, als das, was sie
| erwarteten, nicht geschah: für Bush, als sich herausstellte, dass die
| Taliban nicht besiegt wurden; für McChrystal und Petraeus, als sich der
| Anstieg als nicht nachhaltig erwies; für Obama, als die terroristische
| Bedrohung zurückkehrte; für Trump, als sich die politischen Kosten für
| das Verlassen als steiler erwiesen, als er angenommen hatte. Wenn die
| US-Regierungschefs mehr darüber nachgedacht hätten, wie sich die Dinge
| entwickeln könnten, hätten die Vereinigten Staaten und Afghanistan
| möglicherweise einen weniger kostspieligen, weniger gewalttätigen Krieg
| erlebt oder sogar Frieden gefunden.
|
| Dieser Mangel an Voraussicht ist nicht untrennbar mit der Enthüllung in
| den "Afghanistan Papers" der Washington Post verbunden, dass US-Führer
| das amerikanische Volk in die Irre geführt haben. Ein zielstrebiger
| Fokus auf bevorzugte Ergebnisse hatte den ungesunden Nebeneffekt,
| unbequeme Beweise außer Acht zu lassen. In den meisten Fällen taten
| entschlossene US-Führer dies versehentlich oder weil sie wirklich
| glaubten, dass die Dinge gut liefen. Zuweilen wurden jedoch Hinweise auf
| ein Versagen gezielt unter den Teppich gekehrt.
|
| Afghanistans Vergangenheit ist möglicherweise nicht seine Zukunft. Nur
| weil der Krieg schwer zu beenden war, heißt das nicht, dass er auf
| unbestimmte Zeit weitergehen wird. Im vergangenen November nahm Trump
| die Gespräche mit den Taliban wieder auf. Es besteht die Möglichkeit,
| dass Khalilzad eine politische Lösung heraufbeschwört. Wenn nicht, kann
| Trump beschließen, trotzdem auszusteigen. Trump hat sich verpflichtet,
| die Streitkräfte auf ungefähr die gleiche Zahl zu reduzieren, die Obama
| am Ende seiner Amtszeit hatte. Weitere Kürzungen könnten anstehen. Der
| Wettbewerb um Großmächte ist das wachsende Problem in Washington. Mit
| dem Tod des IS-Führers Abu Bakr al-Baghdadi im letzten Jahr könnte der
| Schatten des 11. September endlich zurückgehen und das Gespenst des
| Terrorismus könnte einen Teil seines Einflusses auf die US-Politik
| verlieren. Gleichzeitig ist die wilde Konfrontation der USA mit dem Iran
| eine wilde Karte, die die Natur des Afghanistankrieges verändern könnte,
| unter anderem durch die Wiederverankerung der amerikanischen Präsenz.
|
| Aber nichts davon kann die letzten 18 Jahre ändern. Afghanistan wird
| immer noch der längste Krieg der Vereinigten Staaten sein. Amerikaner
| können ihre Lektionen am besten lernen, indem sie die verpassten
| Möglichkeiten untersuchen, die die Vereinigten Staaten davon abgehalten
| haben, Fortschritte zu erzielen. Letztendlich sollte der Krieg weder als
| vermeidbare Torheit noch als unvermeidliche Tragödie verstanden werden,
| sondern als ungelöstes Dilemma.
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Das wäre eigentlich ein Grund, wieder eine militärunabhängige, gar
militärkritische Friedensforschung zu entwickeln. Momentan jedoch
bestimmen Ideologen die Diskussion. Und dann kommt sowas bei raus:
angesichts der Niederlage
https://twitter.com/CarloMasala1/status/1231165955809607680
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| Man muss sich schon fragen, warum seit 2002 54 deutsche Soldaten
| gefallen sind, wenn ein amerikanischer Präsident sich aus
| innenpolitischen Gründen dazu entschließt, ein Friedensabkommen mit den
| Kräften zu unterzeichnen, gegen die seit 2001 gekämpft wurde /2
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https://twitter.com/CarloMasala1/status/1231165989754220544
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| und ihnen damit letztendlich, den Weg zur Macht wieder ebnet
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Naja, unser Ideologe hätte vielleicht früher mal Stimmen aus der
Friedensbewegung zur Kenntnis nehmen sollen. Beispielsweise diese hier
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Afghanistan/myrdal.html
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Afghanistan/wagner.html
http://www.ag-friedensforschung.de/bewegung/aufruf.html
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Afghanistan/gruene.html
Aber wo das "Wünsch-Dir-was" unserer Ideologen einen realistischen Blick
verdrängt, sind militärische und politische Niederlagen und moralisches
Elend nun mal gleich unvermeidlich.
Über US-Politik in Osteuropa
Neuer Spaltpilz für EU in Osteuropa? - USA machen mobil
https://de.reuters.com/article/eu-usa-osteuropa-idDEKBN20E14S
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| Im Getöse der Auseinandersetzung mit China ging auf der Münchner
| Sicherheitskonferenz fast unter, dass US-Außenminister Mike Pompeo der
| EU dort auf einem ganz anderen Feld einen Fehdehandschuh hinwarf: Die
| USA wollen den zwölf osteuropäischen Ländern der sogenannten
| Drei-Meeres-Initiative eine Milliarde Dollar für den Ausbau ihrer
| Energienetze zur Verfügung stellen.
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Neuer Unsinn:
https://twitter.com/ThomasHitschler/status/1231520045299306498
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| „Wir brauchen eine 28. Armee der EU" Verteidigung: SPD schlägt eigene
| Streitmacht für die EU vor - WELT
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https://www.welt.de/politik/deutschland/article206065987/Verteidigung-SPD-schlaegt-eigene-Streitmacht-fuer-die-EU-vor.html
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| In der Europäischen Union kommt die militärische Kooperation nur
| schleppend voran. Nun schlägt die SPD eine eigene Armee für Brüssel
| vor. Für die Dienstposten bewerben könnten sich alle EU-Bürger. Doch das
| Unterfangen wäre teuer. ...
|
| Mit der Arbeitsgemeinschaft Sicherheit und Verteidigung der
| SPD-Bundestagsfraktion, deren Vorsitzender er ist, hat Felgentreu eine
| Initiative ausgearbeitet, die weit über die bisherigen Planungen für
| militärische Zusammenarbeit in Europa hinausweist. Im Kurzform lautet
| sein Vorschlag: „Wir brauchen eine 28. Armee der EU." Statt sich wie
| bisher auf eine schrittweise Weiterentwicklung der Kooperation der 27
| nationalen Streitkräfte zu konzentrieren, schlagen die SPD-Politiker
| vor, eine neue, eigene Armee auf Ebene der EU-Kommission zu schaffen –
| nicht anstelle, sondern parallel zu den nationalen Truppen wie der
| Bundeswehr.
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Der CDU-MdB Wadephul trifft gleich einen kritischen Punkt:
https://twitter.com/JoWadephul/status/1231511052032061441
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| Will @spdbt auf Parlamentsvorbehalt verzichten?
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Dagegen:
https://twitter.com/fritzfelgentreu/status/1231512406926536704
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| Und natürlich gehört der Parlamentsvorbehalt zu unserem Grundverständnis
| - aber bei #Armee28 auf europäischer, nicht auf nationaler Ebene.
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Was sie dann für Staaten, die, wie Frankreich, erst schießen und dann
vielleicht nachdenken - siehe Libyen -, nicht eben interessant macht.
Zu Defender 2020
https://twitter.com/SKB_JSES/status/1231518810030706689
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| Insp SKB und 🇺🇸GenMaj Christopher O. MOHAN ( 21st TSC) bei Einweisung in
| der Life Support Area in Garlstedt. Bis zu 2.000 US Soldaten von
| #DefenderEurope können hier untergebracht werden. Großes Lob von
| US-Seite. Trotz schlechtem Wetter alles super. Wir sind #SKB!
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Ein lehrreicher Podcast vom NDR
https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/Sendemanuskripte-als-Download-oder-Newsletter,newsletter106.html
https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/streitkraeftesendemanuskript774.pdf
Anders als der Podcast "Sicherheitshalber"
https://augengeradeaus.net/category/podcast/, der Kontroversen nur in
jenem engen Rahmen thematisiert, den Bundeswehrangehörige mental
vertragen, zeigt die altbewährte Sendung "Streitkräfte und Strategien"
bei sicherheitspolitischen Fragen die ganze Bandbreite der möglichen
Positionen. Der Inhalt dieser Ausgabe:
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| • Libyen-Konflikt – Testfall für EU-Außen- und Sicherheitspolitik
| • Militär-Großübung Defender Europe 2020 – Provokation oder
| Demonstration zur Stärkung der Abschreckung?
| • Bundeswehr Berater-Affäre – Untersuchungsausschuss auf der Zielgeraden
| • Neues Kampfflugzeug gesucht – Tauziehen um Tornado-Nachfolger
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Hervorzuheben ist der Text von Jerry Sommer über Defender Europe 2020,
es werden wirklich _alle_ Positionen vorgestellt. Der Abschnitt über die
Tornado-Nachfolge zeigt das Dilemma, in das das BMVg sich selbst
verstrickt hat. Es wäre gut gewesen, das Problem der "Nukleare Teilhabe"
wäre hier mit angesprochen worden.
Türkische Flugabwehr gegen russische Flugzeuge
https://twitter.com/wide_geo/status/1230870654855057411
Dass hier technisch diskutiert wird, ist nicht so interessant, sondern
dass es schon Kampf zwischen türkischen und russischen Kräften gibt.
Womit man sich in Kiel nicht blamieren kann:
https://twitter.com/naval_gazing/status/1230802761714978816
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| Warum eigentlich #MeerDiversitaet? Auszüge aus meiner
| Eröffnungsansprache bei der gestrigen Konferenz.
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Lesenswert: Als Dokument antipolitischer Ungleichzeitigkeit angesichts
der Herausforderungen der Gegenwart. Kopfschüttel. Schade für Kiel.
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https://friedenslage.blogspot.com/