Dienstag, 7. Juli 2020

Friedenslage am 07.07.2020 (15:24:25)

Schweden, die Nato und Kaliningrad.
"Beyond Bursting Bubbles – Understanding the Full Spectrum of the Russian
A2/AD Threat and Identifying Strategies for Counteraction"

https://www.foi.se/en/foi/reports/report-summary.html?reportNo=FOI-R--4991--SE
https://www.foi.se/report-summary?reportNo=FOI-R--4991--SE

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| Über Staaten mit der Fähigkeit, eine Kombination aus Sensoren und
| Langstreckenraketen zu verwenden, um Operationen von Gegnern zu
| verhindern und damit eine Sperrzone zu schaffen, sagt man, dass sie über A2 /
| AD-Fähigkeiten (Anti-Access / Area Denial) verfügen. Diese Sammlung von
| Aufsätzen verwendet unseren vorherigen FOI-Bericht über russische A2 /
| AD-Fähigkeiten (Bursting the Bubble) als Ausgangspunkt. Zehn Experten
| analysieren fünf Themen: Russische A2 / AD-Fähigkeiten heute und in
| Zukunft; Optionen für Operationen gegen A2 / AD in Europa; Konzepte zur
| Verteidigung oder Rückeroberung von Territorien unter einem feindlichen
| A2 / AD-Dach; verschiedene Ansätze zur Bewältigung der
| Präzisionsstreikbedrohung mit großer Reichweite; und die Auswirkungen
| von A2 / AD auf das Kräfteverhältnis in Europa. Die Studie kommt zu
| keiner einzigen übergreifenden Schlussfolgerung, aber bei der Mehrheit
| der Autoren besteht eine signifikante Konvergenz der
| Ansichten. Einerseits kann Russland keine undurchdringlichen "Blasen"
| erzeugen, in denen die NATO-Streitkräfte nicht operieren können. Auf der
| anderen Seite sind Gegen-A2 / AD-Operationen komplex, erfordern
| erheblichen Aufwand und Fähigkeiten und bergen ein erhebliches
| Risiko für hohe Abnutzungsraten. Die kritischen Faktoren sind der
| erforderliche materielle Aufwand, die erwarteten Abnutzungsraten, die
| benötigten Zeitrahmen und der politische Wille, Kosten und Risiken zu
| tragen. Eine Mehrheit der Autoren argumentiert auch, dass die russische
| A2 / AD während eines kurzen, scharfen Krieges am problematischsten
| wäre, was gut eingespielte Gegenmaßnahmen unabdingbar macht. Im
| Vergleich zum Platzen der Blase ist der Multi-Domain-Charakter von
| Counter-A2 / AD-Operationen, einschließlich u.a. Die elektronische
| Kriegsführung und nichtmilitärische Mittel werden hervorgehoben, wodurch
| die Granularität der Analysen vertieft wird. Beträchtliche
| Unsicherheiten oder Meinungsverschiedenheiten bestehen weiterhin zu
| Themen wie dem Grad der Integration in die russische Luftverteidigung,
| den Auswirkungen von Stealth und elektronischer Kriegsführung.
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Der Langtext: https://www.foi.se/rest-api/report/FOI-R--4991--SE
Als Grundlagentext ist gemeint:
https://www.foi.se/rapportsammanfattning?reportNo=FOI-R--4651--SE
Falls es noch die Annahme gibt, Schweden sei kein (faktisches) Nato-Land
- hier planen schwedische Autoren Nato-Kriegsführung. Gibt auch ein Lob
von Ben Hodges: https://twitter.com/general_ben/status/1280037824214040576



"Kriege und Kriegsgefahren im kommenden Jahrzehnt"
https://www.degruyter.com/downloadpdf/journals/sirius/4/2/article-p117.xml
https://www.degruyter.com/view/journals/sirius/4/2/article-p117.xml
Aus dem ISPK - Joachim Krause. Ein langer Text, der einen grundsätzlichen
Eindruck machen soll. Vielleicht ist er deshalb frei zugänglich.

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| Kernwaffenstaaten (zumindest solche mit Großmachtambitionen) nutzen
| Kernwaffen weniger, um die anderen Kernwaffenmächte auszuschalten (was
| ohnehin kaum realistisch ist und wo bei allen Akteuren auch nicht der
| entsprechende politische Wille im Sinne Clausewitz' zu erkennen ist),
| sondern vielmehr, um sich ein Sanktuarium zu schaffen, von dem aus
| Nachbarstaaten oder andere, entferntere Staaten bedroht werden können,
| die sich nicht dem Willen der Nuklearmacht unterwerfen wollen. Nach
| außen wird gerne die Behauptung aufrechterhalten, es gehe – etwa im Fall
| Russlands – lediglich um den Erhalt des Großmachtstatus und um das
| eigene Überleben,55 tatsächlich entwickeln Großmächte wie Russland und
| China subtile Formen der konfrontativen Politik gegenüber Nachbarn, die
| Konsequenzen auch für die Beziehungen zu den USA und den gesamten Westen
| haben. Iran tendiert mit seinem Kernwaffenprogramm in die gleiche
| Richtung. Es geht um die Fortsetzung von Konkurrenz unter Bedingungen
| gegenseitig gesicherter Abschreckung und der damit verbundenen Abneigung
| aller Beteiligten, in die nuklearstrategische Ebene einzusteigen.56 ...
|
| Die Gefahr von begrenzten oder regionalen Kriegen, die von
| Kernwaffenstaaten ausgehen, die anderen Staaten ihren Willen aufzwingen
| oder sich Territorien aneignen wollen, stellt heute absehbar die größte
| Ursache von Kriegen dar. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren
| deutlich verstärkt. Er ist symptomatisch für den Verfall der bestehenden
| liberalen internationalen Ordnung. In erster Linie stehen hier Russland
| und China im Mittelpunkt. China, Russland (und auch der Iran) sind
| Mächte mit revisionistischen Zielen, d. h. sie wollen die bestehende
| internationale Ordnung abschaffen oder in ihrem Sinne verändern. Anlass
| dazu bieten häufig Konfliktsituationen in der unmittelbaren
| Nachbarschaft. ...
|
| Wenn das Bündnis oder die Quasi-Allianz zwischen Moskau und Beijing
| darauf hinauslaufen würde, dass man sich verabredete, diese regionalen
| Kriege zum gleichen Zeitpunkt beginnen zu lassen, hätte dies eine
| ähnlich erschütternde Wirkung wie seinerzeit der Molotov-Rippentrop-Pakt
| vom August 1939. Die USA wären damit überfordert, in zwei
| Kriegsschauplätze auf einmal einzugreifen. Die Welt wäre danach eine
| andere.84
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Die Politik westlicher Staaten bleibt in diesem Text fast
undiskutiert. In Europa scheinen diese Staaten schlicht nichts getan zu
haben, das in den letzten Jahren/Jahrzehnten Spannungen erhöht hätte,
sie sind nur unschuldige Gut-Staaten. Im MENA-Gebiet haben die USA zwar
in Afghanistan aus unerklärlichen Gründen zu viel getan, ansonsten
bemühen sie sich darum, das Gleichgewicht Iran <-> Saudiarabien zu
halten. Inhaltlich ist der Text eher nutzlos. Dennoch Lektüreempfehlung:
Wie Narrative gebastelt werden.



"Sowjetnostalgie und Großmachtanspruch" Ralf Fücks
https://libmod.de/fuecks-sowjetnostalgie-und-grossmachtanspruch-putin-zum-erbe-des-zweiten-weltkriegs/
Man kann inzwischen davon ausgehen, dass die Kritiker Putins sich
eingestehen müssen, den Kampf um die Deutung des Nichtangriffspakts
verloren zu haben. Weshalb sie sich mit Dingen beschäftigen, mit denen
sich wiederum der Text Putins nicht befasst. - Eine simple Methode,
Kritik zu üben.



Ein (Ex-)DDR-Historiker zu 1939/1940ff
https://de.sputniknews.com/wissen/20200705327456977-baltikum-1940-sowjetmacht/
https://de.sputniknews.com/wissen/20200705327456947-sowjetunion-ostpolen-1939-folgen/
https://de.sputniknews.com/authors/michael_holger/



Die Dinge laufen in der Ukraine anders, als man im Westen wünscht. Was
auch im Westen schon diskutiert wird.
https://nationalinterest.org/feature/five-reasons-why-zelensky-failing-ukraine-164181



Zum Südchinesischen Meer:
https://www.heise.de/tp/features/Was-braut-sich-im-Suedchinesischen-Meer-zusammen-4836275.html
https://www.heise.de/tp/features/Der-Konflikt-ueber-die-Kontrolle-des-Suedchinesischen-Meers-eskaliert-4837140.html



Zum Kopfgeld für die Taliban
https://www.nytimes.com/2020/06/26/us/politics/russia-afghanistan-bounties.html
https://www.tagesspiegel.de/politik/affaere-um-kopfgeld-fuer-taliban-dieser-skandal-koennte-trump-tatsaechlich-gefaehrlich-werden/25970646.html
https://www.dw.com/de/russisches-kopfgeld-auf-us-soldaten-was-wusste-trump/a-54006296
https://www.spiegel.de/politik/ausland/kopfgeld-affaere-in-den-usa-demokraten-um-nancy-pelosi-fordern-sanktionen-gegen-russland-a-1e856aa2-0fc6-4cf0-8893-d3904d92f1e0
https://thehill.com/opinion/national-security/505804-why-we-need-a-little-skepticism-and-more-evidence-on-russian
(https://en.wikipedia.org/wiki/The_Hill_(newspaper))


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https://friedenslage.blogspot.com/