Dienstag, 22. Dezember 2020

Friedenslage am 22.12.2020 (14:54:23)

"Forget Germany, U.S. Troops are Needed in Poland and the Baltics"
https://nationalinterest.org/blog/reboot/forget-germany-us-troops-are-needed-poland-and-baltics-174874

,----MS Edge Translate
| Today, the military threat to NATO and Europe lies 800-1,000 miles to
| the East. This is not 1985. ...
|
| Derzeit fehlt es Amerika und seinen NATO-Verbündeten an ausreichender
| schwerer Rüstung im Baltikum, um Russland daran zu hindern, diese
| Nationen schnell zu überrennen. Die Gegner werden sich über die Kosten
| der Umschichtung nach Polen, in das Baltikum und in die
| Schwarzmeerregion beschweren, aber diese Kosten werden durch die Kosten,
| die es kosten würde, solche Gebiete von einer russischen Invasion zu
| befreien, in den Schatten stellen. Prävention kostet weniger als
| reaktive Maßnahmen. ...
|
| Die US-Atomstreitkräfte sollten als Verhandlungsmasse nach Polen
| entsandt werden, um die Russen zu zwingen, ihre Atomwaffen aus
| Kaliningrad abzuziehen.
`----
Der Text argumentiert gegen
"Warum der Abbau amerikanischer Truppen in Deutschland dieser Allianz
schaden wird"
https://www.brookings.edu/blog/order-from-chaos/2020/06/15/why-cutting-american-forces-in-germany-will-harm-this-alliance/

,----
| Anmerkung der Redaktion:
| In The Hillschreibt Michael O'Hanlon, dass es zwar nicht falsch ist,
| die bescheidene US-Militärpräsenz in Polen zu erhöhen, dies aber nicht
| auf Kosten eines starken Fußes in Deutschland gehen darf, wo die
| amerikanischen Streitkräfte während des Kalten Krieges zu
| Hunderttausenden standen und in den letzten Jahrzehnten reduziert
| wurden.
`----

Es geht nicht darum, ob die eine Seite friedfertiger wäre als die
andere, sondern darum, welche Ziele und Zwecke der US-Army die
wichtigeren sind: Sollen die USA die in Deutschland gewachsene
Infrastruktur behalten, um sie für Einsätze Richtung Afrika, Südeuropa
oder sonst wohin zu benutzen, soll sollen die USA sich auf einen
zukünftigen Krieg in Russland konzentrieren. Beide Positionen haben ihre
jeweilige innere Logik:

( 1) Wenn die Kräfte der USA nicht ausreichen, sich für Kriege an allen
möglichen Fronten gleichzeitig vorzubereiten, dann muss die US-Army
sich auf bestimmte Zonen konzentrieren, um Handlungsmöglichkeiten nach
allen Seiten zu behalten.

( 2) Soll aber die Nato sich vorrangig auf einen Krieg mit Russland
vorbereiten, ist es nicht ausreichend, sich auf Material- und
Mannschaftstransporte Typ Defender20 zu verlassen, sie sind allemal
nicht schnell genug.

Weder die eine noch die andere Position beschäftigt sich auch nur in
einer Fußnote mit der Nato-Russland-Grundakte von 1997. Früher oder
später wird sie, davon kann man ausgehen, auch offiziell für obsolet
erklärt, in Polen sieht man dieses Papier schon als Vergangenheit.




Zu Nawalny Ich habe meinen Mörder angerufen. Er gab zu ...
https://www.youtube.com/watch?v=ibqiet6Bg38
https://www.tagesspiegel.de/politik/ich-habe-meinen-moerder-angerufen-russischer-geheimagent-gibt-offenbar-giftanschlag-auf-nawalny-zu/26739412.html

Kaum anzunehmen, dass dieses Video eine Inszenierung zeigt und am
anderen Ende der Leitung einer saß, dem man aufgeschrieben hatte, was er
sagen soll, damit das Video überzeugend wirkt. Und so viel
Schauspielkunst wird man den beiden Helfern Nawalnys im Video nicht
unterstellen können, sie müssten Großmeister dieser Kunst sein. Damit
kann der für die Öffentlichkeit ausreichende Teil kriminalistischer
Arbeit erledigt sein: Es hat einen Giftanschlag durch russische
staatliche Einrichtungen gegeben. Spekulationen über eine Inszenierung
dürften nicht weiter führen.

Natürlich wird Putin unterstellt werden, er habe mindesten grob darüber
Bescheid gewusst, und auf seiner Pressekonferenz am 17.12.2020
dementsprechend gelogen. Ob es stimmt oder nicht - das wird das Maß
sein, an dem er zukünftig gemessen werden wird.

Wegen der Krim sind der Westen und Russland schon unlösbar miteinander
verstrickt: Der Westen kann die Krim nicht als Teil Russlands
akzeptieren und Russland kann die Krim nicht zurückgeben, schon weil
ihre Bewohner kaum mitmachen dürften. Ein Kompromiss, und sei es nur
irgendeine halb tragbare Formel, ist nicht in Sicht. Seitdem entwickelt die
Nato die "Bündnisverteidigung", den (mehr oder minder, das ist noch
nicht entschieden) großen Aufmarsch an der Westgrenze Russland,
Atomkriegsvorbereitungen eingeschlossen. Und für die russische
Außenpolitik gewinnt das Militär eine ganz neue Bedeutung.

Man redet nicht mehr miteinander. Hatte diese Konfrontation bislang
machtpolitische Gründe, die in der Propaganda zur "Verteidigung"
umgedeutet wurden, wird nunmehr die Dimension der persönlichen
Unglaubwürdigkeit hinzu kommen. Der Westen mochte zwar weder Breschnew
noch Honecker, hielt beide aber für vertragswürdig. Zusagen wurden
eingehalten.

Putin wird so nicht mehr eingeschätzt werden.

Das kann die grundlegende Konsequenz haben, dass es zukünftig nur noch
die allermininalste Kooperation zwischen westlichen Staaten und Russland
geben wird. Gefährliche Lagen werden gefährlich bleiben. Das gestern
über die Frankfurter Rundschau bekannt gewordene Papier "Die
militärischen Risiken eindämmen Die Spannungen zwischen Russland und der
Nato könnten jederzeit eskalieren. Das muss verhindert werden. Ein
Appell."
https://friedenslage.blogspot.com/2020/12/friedenslage-am-21122020-200752_21.html
wird dann nur noch geringe Chancen haben, überhaupt zur Kenntnis
genommen zu werden.

Russland wird eine neue Regierung brauchen, um wieder mitmachen zu
können. Und damit Friedensinitiativen eine Chance bekommen.


Na, denn erstmal schöne Weihnachten, in diesem miesen Jahr!


--
https://friedenslage.blogspot.com/