Montag, 20. November 2023

Friedenslage am 20.11.2023 (14:15:45)

Eine lesenswerte Artikelfolge aus der Berliner Zeit
https://www.berliner-zeitung.de/open-source/ukraine-krieg-wie-die-chance-fuer-eine-friedensregelung-vertan-wurde-li.2159432
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/ukraine-krieg-deshalb-wird-es-keinen-schnellen-frieden-geben-li.2159775
Im ersten Text analysieren der deutsche Diplomat Michael von der
Schulenburg, Prof. Hajo Funke und General a.D. Harald Kujat den Verlauf
der Istanbuler Verhandlungen für ein Waffenstillstandsabkommen zwischen
der Ukraine und Russland. Den zweiten Text kann man als Widerspruch zu
dieser Analyse lesen. Während die drei Autoren nur das politische
Geschehen ansprechen, gibt es im zweiten Text politisch-weltanschaulich
und politisch-psychologische Betrachtungen, die genau betrachtet gar
nichts klären.



Eine Tweet-Folge von Justyna Gotkowska über den weiteren Verlauf des
Kriegs. Was man sich in Polen so denkt und was in Deutschland kaum
wahrgenommen wird. Der Krieg soll so lange dauern, wie es eben geht.

Zur Person
https://www.osw.waw.pl/en/eksperci/justyna-gotkowska

,----Google-Translate
| Stellvertretender Direktor am Zentrum für Eastern Studies (OSW) und
| Leiter des Sicherheits- und Verteidigungsministeriums. Früher
| Koordinator des Regionalen Sicherheitsprogramms und Analyst im
| Departement Deutschland und Nordeuropa. Absolvent des Instituts für
| Angewandte Linguistik an der Universität Warschau und Europastudien an
| der RWTH Aachen. Gastwissenschaftler am Norwegischen Institut für
| Verteidigungsstudien und an der Universität der Bundeswehr München;
| regelmäßiger Teilnehmer an multinationalen Forschungsprojekten, unter
| anderem bei Think Visegrad, der estnischen ICDS und der deutschen DGAP.
`----

https://twitter.com/jgotkowska/status/1726325957777387781

(Falls die die Staaten symbolisierenden Fahnen im Text nicht
auftauchen: 🇺S = USA, 🇩E = Deutschland, 🇺A = Ukraine, 🇷U = Russland)

,----
| 1. Nach den jüngsten Diskussionen in Vilnius und Berlin muss man meines
| Erachtens klar sagen, dass die westliche Strategie, die von🇺🇸🇩🇪
| entwickelt wurde, geleitet von der Angst vor einer Eskalation und der
| Wette darauf, „die Ukraine so lange wie nötig zu unterstützen" = die
| besten Verhandlungsbedingungen zu schaffen =, sich sich als Fehlschlag
| erweisen könnte .
|
| 2. Ja, es vereinte den Westen und half 🇺🇦, zu überleben und sich zu
| wehren. Aber es wurde auf Prämissen entwickelt, die immer
| problematischer/falscher werden: 1) die Beharrlichkeit des Westens bei
| der Hilfe 🇺🇦 2) der Glaube, dass 🇷🇺 endlich verstehen wird, dass es den
| Krieg nicht gewinnen kann, und zugeben wird, dass es ein Fehler war
|
| 3. Wir sehen Probleme bei der Montage mit dem nächsten Support-Paket
| für🇺🇦. In Westeuropa herrscht zunehmende Unterstützungsmüdigkeit und
| mangelnde Bereitschaft, einen langen Konflikt zu führen. Und es besteht
| die Bereitschaft, sich vorzumachen, dass wir vielleicht doch einen Deal
| und Modus Vivendi finden könnten🇷🇺.
|
| 4. Aber 🇷🇺 will kein Stück von 🇺🇦, 🇷🇺 will die Kontrolle über das Ganze
| 🇺🇦 und 🇷🇺strategische Ziele weit darüber hinaus. Russland zielt darauf
| ab, die Sicherheit und Souveränität der Ostflanke und Europas im
| Allgemeinen zu untergraben. 🇷🇺 erkennt unsere Schwäche und setzt auf
| eine Verlängerung des Krieges, um 🇺🇦 und den Westen zu zermürben.
|
| 5. Auch wenn 🇷🇺 Schwierigkeiten hat, die Kriegsanstrengungen
| aufrechtzuerhalten, hat es auch klare politische Ziele und den Willen,
| viel zu tun, um das zu erreichen, was es will. Möchte 🇷🇺jetzt
| verhandeln? Ich bezweifle. Wenn ja, dann zu seinen eigenen Bedingungen
| und mit Anspruch auf vollständige Unterordnung von🇺🇦. Wäre das für🇺🇦 und
| uns akzeptabel?
|
| 6. Welche Szenarien zeichnen sich ab? 1 Sollte sich die Unterstützung
| von 🇺🇸 verzögern oder verringern, könnte es für 🇺🇦 bereits in den
| kommenden Monaten schwierig werden, die derzeitige Frontlinie
| aufrechtzuerhalten. Sind wir in Europa bereit, die 🇺🇸 Militärlieferungen
| an 🇺🇦von z.B. Munition zu ersetzen?
|
| 7. 2 Denken wir über Worst-Case-Szenarien nach. Bei möglichen Unruhen
| rund um die Präsidentschaftswahlen könnte 🇷🇺 auch die Entschlossenheit
| des Westens auf die Probe stellen, indem es die Länder an der Ostflanke
| militärisch unter Druck setzt. Es würde auf die Bereitschaft zu einem
| Deal wetten, während die europäischen Verbündeten unvorbereitet wären.
|
| 8. Der Aufbau europäischer Fähigkeiten braucht Zeit, und nicht alle
| europäischen Verbündeten haben den Weckruf gehört, teilen die Analyse
| der russischen Ziele und empfinden die gleiche Dringlichkeit. Die
| europäische Rüstungsindustrie kommt aufgrund fehlender Aufträge
| insgesamt nur langsam an die Realität heran.
|
| 9. Hat die Ukraine Chancen auf einen Sieg? Ja, aber der Westen muss
| seine Strategie und Denkweise ändern. Wir müssen nicht nur den
| kurzfristigen Bedarf der 🇺🇦Verteidigung decken, 🇺🇦 mit zusätzlichen
| Waffen für die Offensiven im kommenden Jahr ausstatten, sondern auch
| 🇷🇺zeigen, dass wir langfristig da sind.
|
| 10. Erstens, indem wir 🇺🇦 Zusicherungen für langfristige
| Militärlieferungen geben. Zweitens, indem wir die Ukraine in die NATO
| einladen und 🇷🇺zeigen, dass das Spiel für ihre neoimperialen Ambitionen
| vorbei ist. Russland kann diesen Krieg verlieren und wir sind in der
| Lage, ihn in den kommenden Jahren ohne befürchtete Eskalation zu
| verwirklichen.
|
| 11. Die Ukraine und der Westen können siegen, aber westliche Führer
| müssen die falschen Prämissen der aktuellen Strategie zugeben und
| verstehen, auf welchem Risiko dieser Krieg steht. Russland und China
| wollen die von 🇺🇸 angeführten regionalen Sicherheitsallianzen
| untergraben und die internationale Ordnung zu ihren Gunsten verändern.
|
| 12. Es geht nicht um Land. Die Krim und der Donbas reichen Russland
| nicht. Aus 🇷🇺Perspektive ist dieser Krieg ein Nullsummenspiel. Die
| Ukraine versteht das. Der Westen nur teilweise. Wir brauchen eine
| Änderung unserer Denkweise und wir müssen auf die klaren Worte Moskaus
| hören.
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​Veränderungen in der Betrachtung des Seekriegs.
https://www.telepolis.de/features/Ukraine-stellt-uebliche-Auffassung-vom-Seekrieg-infrage-9533518.html?seite=all
Aber nicht so umwerfend: Es hat schon seinen Grund, das die Deutsche
Marine in der Ostsee nur mit „kleineren" rumfährt: Größere könnten zu
schnell versenkt werden.





Nachtrag zum Volkstrauertag - einst „Heldengedenktag"
Kriegsdenkmäler in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg
https://www.denk-mal-gegen-krieg.de/ Beispiel:
https://www.denk-mal-gegen-krieg.de/kriegerdenkmaeler/schleswig-holstein-c-g#denkmal-332

AUFGABEN DES »NETZWERK ERINNERUNGSKULTUR
IM BEREICH DER NORDKIRCHE«

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| An vielen Orten im Bereich der Nordkirche – ob in Kirchengemeinden oder
| in Kommunen – gibt es Ehrenmale, Namenstafeln bzw. Gedenkbücher zu Ehren
| der »Gefallenen«. Zahlreiche Ehrenmäler, die beispielsweise nach der
| Niederlage im Ersten Weltkrieg aufgestellt worden sind, stehen in
| Schrift und Darstellung für ein nationalprotestantisch und militärisch
| geprägtes Christentum, das uns heute fremd ist. Die nach dem Zweiten
| Weltkrieg ergänzten Tafeln bzw. Gedenkbücher sind aus heutiger Sicht
| problematisch, sofern sie die »gefallenen« Soldaten, Polizisten und
| SS-Angehörigen nennen, nicht aber die getöteten Zivilist:innen,
| Gegner:innen und Opfer des Nationalsozialismus.
|
| In vielen Orten und Gemeinden besteht deshalb ein Bedürfnis nach einer
| kritischen Einordnung sowie einer zeitgemäßen Erinnerungskultur und
| einer Vernetzung mit Gruppen und Personen, die sich an anderen Orten mit
| ähnlichen Fragen beschäftigen.
`----
Sehr lesenswert!

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https://friedenslage.blogspot.com/