Freitag, 12. Januar 2024

Friedenslage am 12.01.2024 (18:20:38)

„Jetzt sagt es uns Washington -- Doug Bandow"
https://www.theamericanconservative.com/so-now-washington-tells-us/

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| Im Februar 2022 weigerten sich die USA, mit Russland über die Zusage der
| NATO zu verhandeln, die Ukraine einzubinden. Washington beharrte darauf,
| dass das Versprechen unantastbar bleibe, da das transatlantische Bündnis
| Kiew militärisch immer näher zusammenrücke. Nach Ansicht der
| Biden-Regierung war es einfach ein zu hoher Preis für den Frieden, die
| Ukraine territorial intakt, aber politisch blockfrei zu lassen. Also
| begannen die USA einen teuren und immer erbitterteren
| Stellvertreterkrieg gegen Russland mit dem Ziel, den endgültigen Sieg zu
| erringen.
|
| Fast zwei Jahre sind vergangen. Die Ukraine wurde verwüstet. Territorium
| ist verloren gegangen. Städte wurden bombardiert. Millionen Menschen
| wurden vertrieben. Viele Ukrainer sind ins Ausland geflohen. ...
|
| Der Enthusiasmus der Alliierten, mehr Geld und Waffen in ein
| schwarzes Loch in der Ukraine zu stecken, lässt nach.
|
| Soviel zum Sieg. Wiederherstellung des Donbass und der Krim. Moskau
| entschärfen. Putin stürzen. Russland zerschlagen. Vielmehr besteht das
| Ziel der Alliierten nun darin, Kiew auf Verhandlungen
| vorzubereiten. Nochmal von Politico :
|
| ,----
| | „Das war die ganze Zeit unsere Theorie des Falles – der einzige Weg, wie
| | dieser Krieg letztendlich endet, sind Verhandlungen", sagte der Beamte,
| | ein Sprecher des Weißen Hauses, der anonym bleiben musste, weil er nicht
| | befugt ist, öffentlich zu sprechen. „Wir wollen, dass die Ukraine in
| | diesem Fall die bestmögliche Hand hat."
| `----
|
| Jetzt sagen sie es uns! Vor dem Krieg hätte die Ukraine wahrscheinlich
| ihr Territorium behalten können, indem sie der Neutralität zugestimmt
| hätte – ohne Zehn- oder Hunderttausende Opfer zu erleiden, die
| Zerstörung vieler Städte und Gemeinden zu ertragen, ihr Land durch
| Minen, Befestigungen und Gräber zu verunstalten und sich endlosen
| Kämpfen gegenüberzusehen. Die Alliierten hätten nichtmilitärische
| Beziehungen zum ukrainischen Volk aufrechterhalten, gleichzeitig
| Hunderte Milliarden Dollar gespart und ihre militärischen Arsenale
| geschont. Der Westen hätte Putin und andere russische Nationalisten
| nicht in eine engere Umarmung mit China nach Osten gedrängt. Und die
| ganze Welt wäre von den schwerwiegenden wirtschaftlichen Verwerfungen
| verschont geblieben, die sowohl durch Kampfeinsätze als auch durch
| Wirtschaftssanktionen verursacht wurden.
|
| Auch nach der Invasion standen Moskau und Kiew offenbar kurz vor einem
| weiteren Kompromiss, wobei der Schwerpunkt auf der Zustimmung der
| Ukraine zum Verbleib außerhalb der NATO lag. Doch offenbar hielten
| alliierte Regierungen die Regierung Selenskyj davon ab, weiterzumachen,
| und schufen damit eine weitere verpasste Chance, die den Ukrainern
| weitaus bessere Ergebnisse als heute gebracht hätte.
|
| Die Verhandlungen werden nun deutlich schwieriger. Die Bitterkeit hat
| sich ausgebreitet, was es schwieriger macht, eine Einigung zu
| erzielen. Die schrecklichen menschlichen und wirtschaftlichen Verluste
| haben beide Parteien dazu veranlasst, als Entschädigung weitere
| Zugeständnisse zu fordern. Auch ist keine Seite geneigt, der anderen zu
| vertrauen. Die Ukrainer verachten jegliche Gespräche mit Moskau, aber
| sie haben Grund, an der Ukraine und ihren Verbündeten zu zweifeln, die
| nun zugeben, dass das Minsker Abkommen von 2014 ein Betrug war, der Kiew
| eine Verschnaufpause verschaffen sollte, um sein Militär zu
| stärken. Welche Zusicherungen wird Russland nun verlangen, um sich für
| den Frieden zu entscheiden?
|
| Die einzig mögliche Schlussfolgerung ist, dass die meisten westlichen
| Politiker Dummköpfe sind. Selten haben so viele amerikanische und
| europäische Beamte so spektakuläre Fehler begangen und so schreckliche
| Kosten für alle verursacht. Viele, wenn nicht die meisten, weigern sich
| immer noch, das Offensichtliche zuzugeben. Sie behaupten, dass die Welt,
| wie wir sie kennen, untergehen könnte, wenn Moskau siegt, und drängen
| weiterhin öffentlich auf mehr Engagement und Hilfe für die Ukraine.
|
| Natürlich rechtfertigt die Anerkennung der bloßen Idiotie der alliierten
| Politik nicht die Invasion der Ukraine durch die Putin-Regierung. Das
| war eine Straftat mit schrecklichen Folgen. Der Angriff erfolgte jedoch
| nicht „grundlos", wie gemeinhin behauptet wird. Die Alliierten
| ignorierten rücksichtslos die Sicherheitsinteressen Moskaus, die den
| alliierten Beamten oft zum Ausdruck gebracht wurden.
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„Die Ukraine hat den Krieg verloren- nur keiner „im Westen" sagt es
Erstellt am 7. Januar 2024 von Jürgen Hübschen"
https://sicherheitsbulletin.wordpress.com/2024/01/07/die-ukraine-hat-den-krieg-verloren-nur-keiner-im-westen-sagt-es/

Nach einer umfassenden Analyse der gegenwärtigen politischen und
militärischen Situation:

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| Die USA und mit ihr die westlichen Verbündeten wollen nicht zugeben,
| dass sie im Ukrainekrieg gescheitert sind und auch ihre einseitige
| anti-russische Strategie erfolglos oder besser gesagt sozusagen ein
| Schuss ins eigene Knie war und weiterhin ist.
|
| Es muss jetzt gehandelt werden, bevor Russland weitere ukrainische
| Gebiete mit überwiegend russischer Bevölkerung besetzt und sich dadurch
| die Verhandlungsposition „des Westens" noch weiter verschlechtert.
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In der Tat ein Rätsel: Man kann nicht mehr annehmen, dass die Ukraine
Russland in diesem Krieg besiegen wird. Jedenfalls dann nicht, wenn man
den Krieg nicht zu einem Krieg der Nato gegen Russland ausweiten
will. Es wird unterhalb der Schwelle, dass Nato-Truppen ganz offiziell
gegen Russland in der Ostukraine antreten, nicht gehen.

Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten:

( 1) Man weiß nicht, was man tun soll und lässt den Krieg irgendwie
weiterlaufen, mit Waffenlieferungen, die allerdings letzlich nicht zu
irgendwelchen Erfolgen ausreichen werden, aber immerhin Russland keinen
amtlichen Sieg gönnen und es wirtschaftlich irgendwann doch so schwächen
wollen, dass eine neue russische Regierung vielleicht doch nachgibt. Die
Kosten wären zwar immens, würden aber im Wesentlichen von der Ukraine
getragen: Tod und Zerstörung. In einzelnen Nato-Staaten könnte dagegen
sogar eine Rüstungskonjunktur zu einem Wirtschaftsaufschwung
führen. Aber da man nicht weiß, wie das alles ausgeht, wäre es doch
wieder dasselbe Zocker-Lotto wie schon seit 2014.

( 2) Man könnte eine Friedensregelung ins Auge fassen. Aber das ist
alles andere als einfach. Russland wird - nach allem, was man jetzt von
dort liest - nicht zurückgehen und die Ukraine wird keinem territorialen
Verlust zustimmen wollen. Beide Seiten werden ihrer Bevölkerung
Zugeständnisse kaum erklären können, die Opfer waren zu groß.

Was tut man also? Nichts.

Für die Öffentlichkeiten der beteiligten Länder hat dieses Nichtstun
negative Folgen. Während in den USA immerhin darüber diskutiert, dass
der Krieg verloren sein könnte und man deshalb nach einem Ausstieg
suchen müsse, hat man in Deutschland das Scheitern der „Gegenoffensive"
ganz schlecht beiseite gelegt, und so mancher rüstet sich mental,
allerdings kaum gedanklich auf eine weitere Runde im Krieg. Die alten
Begründungen werden nicht in Frage gestellt, sie werden vielmehr
befestigt: Nun drohe gar ein Krieg Russlands gegen Europa. Das wird die
Fallhöhe vertiefen: Von der sicheren Annahme, in einem gerechten Krieg
auf der sicheren Seite der Sieger zu sein, das erste Mal seit
Jahrhunderten in Deutschland, wird die Öffentlichkeit einen Absturz
mindestens zu einem Kompromiss in der Ukraine wird verarbeiten
müssen. Viele Leute in Politik, Wissenschaft und Presse haben sich erst
auf Sieg, dann auf das Durchhalten festgelegt, für manche inzwischen
eine sinnstiftende Lebensaufgabe. 2022 sah man manchen die Sehnsucht
nach einem Augusterlebnis Typ 1914 regelrecht an, nun werden diese Leute
in eine ungeahnte Niederlage stürzen; an der Dolchstoßlegende wird schon
gearbeitet; Olaf Scholz ist jetzt schon die zentrale Hassfigur.

Der Autor
,----Wikipedia
| Kürgen Hübschen wuchs in Coesfeld auf. Nach dem Abitur am Gymnasium
| Nepomucenum Coesfeld war er von 1965 bis 2004 Generalstabsoffizier der
| Luftwaffe mit Einsätzen im Irak als Militärattaché in Bagdad und als
| Repräsentant der OSZE von Juli 1995 – Februar 2000 in Lettland.[1] In
| seinem Buch Die Zukunft des Irak. Pax Americana? „konstatiert er das
| Scheitern der Pax Americana" (Wilfried von Bredow).[2] Als Leiter eines
| Zentralreferats im Bundesministerium der Verteidigung war er am Ende
| seines Dienstes verantwortlich für die Landesverteidigung, die
| zivil-militärische Zusammenarbeit, alle Fragen der zivilen und
| militärischen Bewachung und das Kriegsgefallenenwesen.[3]

| Seit seiner Pensionierung wirkt Hübschen als Sicherheitsberater für
| humanitäre Organisationen und Autor. Unter anderem schreibt er für die
| NachDenkSeiten[4] und das Overton Magazin.[5] Er lebt seit 1989 in
| Greven.
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Man bastelt aber schon an einer neuen Strategie. Davon zeugt dieser
verschwiemelte Text:

„Europa braucht eine neue Ukraine-Strategie"
https://ecfr.eu/article/europe-needs-a-new-ukraine-strategy/

Man muss neu definieren, was Sieg und Niederlage sind. (= Man kann eine
Niederlage auch einfach mal wegdefinieren. Dann ist sie auch keine
mehr.
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| Zunächst einmal sollte sich die Definition eines ukrainischen Sieges
| nicht auf das von Russland zurückeroberte Territorium
| beschränken. Ebenso wichtig sind der Charakter und die Identität der
| Nachkriegsukraine, insbesondere ihr Bekenntnis zu demokratischen
| Prinzipien. Sollte die Ukraine aus diesem Krieg als lebendige Demokratie
| hervorgehen und Mitglied der NATO und der EU werden, wäre dies ein
| spektakulärer Sieg, unabhängig von konkreten Gebietsgewinnen.
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MaW: Wenn die Russen es schaffen, irgendeinen Teil der Ukraine fest zu
erobern, vielleicht sogar mit einem Waffenstillstandsabkommen oder
irgendwas anderem abgesichert, dann muss der Westen aus der Restukraine
ein Wirtschaftswunderland nach deutscher Art machen, das nicht nur in
der EU, sondern auch in der Nato ist. - Es gibt allerdings momentan
keinen Hinweis darauf, dass Russland eine Nato-Ukraine in welcher Form
auch immer in welchem Zeitraum auch immer akzeptieren könnte. Man
erzählt sich aber gerne was. Und wenn es nicht klappt, hat der andere
schuld.

-- https://friedenslage.blogspot.com/