Montag, 26. August 2024

Friedenslage am 26.08.2024 (16:37:02)

„Die Ukraine überschreitet immer wieder die roten Linien Russlands. Putin
blinzelt weiter."
https://www.washingtonpost.com/world/2024/08/24/putin-red-lines-war-ukraine/

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| Kiews blitzartiger Einmarsch in Kursk im Westen Russlands in diesem Monat hat
| die rötlichste Linie von allen durchbrochen – einen direkten Bodenangriff auf
| Russland –, doch Putins Reaktion war bisher auffallend passiv und gedämpft, was
| in scharfem Kontrast zu seiner Rhetorik zu Beginn des Krieges steht. ...
|
| Jetzt stellen einige erneut das Kernstück von Washingtons Ukraine-Strategie in
| Frage: eine langsame, kalibrierte Lieferung von Waffen an die Ukraine, um eine
| Eskalation der Spannungen mit Russland zu vermeiden, die nach Ansicht von
| Kritikern Kiews Chancen, Russland zu vertreiben, zunichte gemacht und zu einem
| zermürbenden Zermürbungskrieg mit massiven Verlusten geführt haben.
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„Die Ukraine spielt mit einer Katastrophe wie in Kursk wie in Tschernobyl --
Ukrainischer Angriff auf das Kernkraftwerk Kursk zielt darauf ab, in Russland
und Europa Panik zu säen und die NATO noch offener in den Kampf zu locken -- von
Stephen Bryen"
https://asiatimes.com/2024/08/ukraine-toys-with-chernobyl-like-disaster-at-kursk/




„Die ukrainische Kursk-Offensive hat Russlands militärische Schwäche offenbart
Der waghalsige Angriff hat gezeigt, dass Russland entgegen der landläufigen
Meinung eigentlich nicht bereit ist, zu eskalieren. - von Elliot Petroff"
https://nationalinterest.org/feature/ukraine%E2%80%99s-kursk-offensive-has-revealed-russias-military-weakness-21241



„Selenskyj: Russischer Angriff mit mehr als hundert Raketen und Drohnen
26.08.2024, 14:22"
https://www.faz.net/aktuell/politik/ukraine/ukraine-liveticker-selenskyj-russischer-angriff-mit-mehr-als-hundert-raketen-und-drohnen-faz-19030454.html

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| Selenskyj erläuterte, es habe sich um einen „kombinierten" Angriff gehandelt,
| bei dem von Russland „mehr als hundert Raketen verschiedenen Typs" und rund
| hundert Schahed-Drohnen iranischer Bauart eingesetzt worden seien. Das russische
| Verteidigungsministerium sprach von einem „Massenangriff mit hochpräzisen
| Langstreckenwaffen" auf „wichtige Energieinfrastruktur-Einrichtungen".
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„Giulio Douhet, Das Kommando über die Lüfte (1921/1927)"
https://classicsofstrategy.com/2015/09/01/the-command-of-the-air-by-giulio-douhet-19211927/

Es sieht so aus, dass die Überlegungen und Forderungen des italienischen
Generals und Luftkriegstheoretikers aus der Zeit des Ersten Weltkriegs immer
noch die Kriegsführung bestimmen: Die Bodentruppen halten den Angreifer auf und
verteidigen das Territorium, während die Luftstreitkräfte das Hinterland des
Feindes, seine Kraftzentren und die Verbindungslinien zerstören, gleichzeitig
die Bevölkerung des Feindeslandes durch permanente Luftangriffe zermürben, bis
der feindliche Staat politisch zusammenbricht.

Der Ukraine bleibt trotz Kursk nichts anderes übrig, zu ungleich sind die Kräfte
auf dem Boden. Sie zerstört zwar vom Boden, aber aus der Luft, mit Raketen und
Drohnen russische Energieeinrichtungen und militärische Einrichtungen weit
hinter der Front. Die Ukraine erobert damit jedoch keinen Zentimeter Boden, wie
es das Ziel im Landkrieg ist. - Es scheint kein definitives Mittel zu geben, um
all diese Angriffe gleichzeitig abzuwehren. Da gibt es wohl nur eine
Möglichkeit: Die Angriffswaffen schon am Boden zu zerstören, ihre Fabriken, die
Lagerhallen und den Transport. - Es ist aber nicht entfernt zu sehen, dass diese
ukrainischen Angriffe politisch-moralische Folgen in Russland haben. Da wäre
wohl ein ganz anderes Kaliber erforderlich.

Aber auch Russland folgt dieser Strategie. Nachdem der schnelle Zugriff auf Kiew
2022 gescheitert war und die Ukraine in einem schnellen Bewegungskrieg
zurückschlug, ohne selbst die Luftüberlegenheit zu haben, hat die russische
Armee zunächst ihre Stellungen befestigt und greift von dort langsam, Meter um
Meter an. Es ist von russischer Seite kein Bewegungskrieg. Zugleich zerstört sie
mit Raketen und Drohnen die Grundlagen des militärischen Handelns der Ukraine im
Hinterland, aber auch die Infrastruktur des zivilen Lebens. Die Ukrainer werden
im Osten befreit, indem ihre Städte erst zerstört und eingenommen werden. Das
ergibt eher geringe militärische Erfolge mit großen politisch-moralischen
Kosten.

Die Ukrainer flüchten in einem Ausmaß,
https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/ukrainische-fluechtlinge.html
, das das Funktionieren des Landes beeinträchtigt. Ob das zu einem politischen
Zusammenbruch führt, ist - aus der Ferne gesagt - völlig ungewiss.

Angenommen, Russland kann diese Gebiete über längere Zeit halten -
welches Verhältnis wird es dort zwischen den Einheimischen und dem russischen
Staat geben? Man kann Gebiete mit militärischer Gewalt erobern, aber damit hat
man noch längst nicht Loyalität oder gar Zustimmung gefunden.

Die großen Anteil des Luftkriegs - mit Flugzeugen, Raketen, Marschlugkörpern -
haben, anders als Douhet annahm, den Krieg nicht in die Nähe seines Endes
geführt. Man könnte vielleicht von einem asymmetrischen Luftstellungskrieg
sprechen. Die militärische Voraussetzung eines Sieges in einem Krieg ist immer
noch der Sieg im Landkrieg: Der Feind muss am Boden zerstört werden. Im Zweiten
Weltkrieg waren die sowjetische Operation „Bagration"
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Bagration und die Landung der Alliierten
in der Normandie die entscheidenden Vorgänge. Sie zerstörten die deutsche
Wehrmacht. Der Krieg war erst in Berlin zu Ende. Territorium muss erobert
werden.

Dieses Ende ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil. Politik muss vorher den Krieg
beenden. Von beiden Seiten müssen realistische Friedensinitiativen gefordert
werden.




„An ihrer Ukraine-Politik droht die Europäische Union zu zerbrechen -
25. August 2024 Michael von der Schulenburg"
https://www.telepolis.de/features/An-ihrer-Ukraine-Politik-droht-die-Europaeische-Union-zu-zerbrechen-9845530.html?seite=all
Hier die von Schulenburg kommentierte Resolution des EU-Parlaments:
https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-10-2024-0003_EN.pdf
https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-10-2024-0003_EN.docx
Dazu ein Bericht: https://de.euronews.com/my-europe/2024/07/17/495-ja-stimmen-eu-parlament-unterstutzt-ukraine-weiter



„Wen es betrifft: Amerika und Europa brauchen einander - Wolfgang Ischinger"
https://www.nytimes.com/2024/08/25/opinion/international-world/america-europe-trans-atlantic-alliance.html

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| Erstens: Wir müssen über China sprechen. ...
|
| Wenn es um den Umgang mit Russland geht, haben Europa und die Vereinigten
| Staaten in den letzten sieben Jahrzehnten einen ausgeklügelten Konsultations-
| und Koordinierungsmechanismus: die NATO. Bei China gibt es nichts
| Vergleichbares. Warum wurde Europa nicht konsultiert, als die Vereinigten
| Staaten beschlossen, bestimmten Halbleiterchips die Exportierung nach China zu
| verweigern? ...
|
| Als nächstes müssen wir anfangen, wie Erwachsene darüber zu sprechen, unsere
| Verteidigungsrechnungen zu bezahlen. Die größten langfristigen Irritationen in
| der NATO sind so gut wie verschwunden: Die Europäer weigern sich nicht mehr,
| einen fairen Anteil an der gemeinsamen Verteidigungslast zu tragen. ...
|
| Wenn Amerika wirklich will, dass Europa für die Sicherheit seines Kontinents
| verantwortlicher ist, sollte Washington die europäischen Partner ermutigen, mehr
| Waffen in Europa zu entwickeln und zu kaufen und es auf koordinierte Weise zu
| tun. Wenn wir uns zusammentun und mehr Bünden und Teilen zwischen den EU- und
| europäischen NATO-Partnern machen, könnten wir jedes Jahr etwa 15 Milliarden
| Euro oder mehr sparen und für mehr und bessere Systeme sowie mehr Munition
| ausgeben.
|
| Schließlich müssen wir über unsere gemeinsamen westlichen Werte sprechen. Ist
| der eine große Unterschied zwischen uns und autoritären oder diktatorischen
| Regimen nicht unser Engagement für die Menschenrechte, für die
| Rechtsstaatlichkeit, für den Anstand in diesem Zeitalter der Straflosigkeit,
| wie David Miliband, der ehemalige britische Außenminister, einst die aktuelle
| globale Unordnung nannte? Wir können und wir sollten stolz auf dieses Engagement
| sein. Das Problem ist, dass der westlichen Welt - und insbesondere die
| Vereinigten Staaten - vorgeworfen wird, im Umgang mit Kriegen, Konflikten und
| Menschenrechtsverletzungen mit zweierlei Maß zu messen.
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„DDR-Historiker im Interview -- "Die Russlandnähe der Ostdeutschen ist
Kokolores""
https://www.n-tv.de/politik/DDR-Historiker-Ilko-Sascha-Kowalczuk-im-Interview-Die-Russlandnaehe-der-Ostdeutschen-ist-Kokolores-article25178591.html

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| Woher rührt dann diese vermeintliche Russland- und Putinaffinität, die wir heute
| im Osten beobachten?
|
| Die meisten Menschen in den Ostbundesländern interessieren sich weder für
| Russland noch für die Ukraine. Diese Sympathie für Putin und Russland speist
| sich aus zwei Quellen: Erstens lehnen immer mehr Menschen das westliche liberale
| Staatssystem ab. Da macht man sich dessen Feinde zum Freund. Zweitens steht
| Putin für ein autoritäres Staatssystem, das auch AfD und BSW anstreben. Im Osten
| gab es immer eine große Neigung zu autoritären Staatsvorstellungen. Das schwankt
| zwar je nach Jahr und Umfrage, aber man kann davon ausgehen, dass das auf zwei
| Drittel der Menschen im Osten zutrifft.
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Die Neigung zum Autoritären, gar zum Semifaschistischen, gibt es (auch) in den
baltischen Staaten, in Polen, in der Ukraine und in Ungarn, in jedem dieser

Länder auf eine besondere Weise. Aber das Verhältnis zum Westen oder zu Russland
wird immer wieder anders bestimmt. - Was bleibt, das ist der Subtext: Die Leute
im Osten sind dumm.




Zu Nordstream2: „Ein legitimes Ziel"
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9649
Sabotage der Ermittlungen, Unwillen


--
https://friedenslage.blogspot.com/