Zur "Nuklearen Teilhabe"
https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/streitkraeftesendemanuskript782.pdf
Nach Otfried Nassauer hatte die "Nukleare Teilhabe" in den Zeiten des
Kalten Krieges einen halbwegs nachvollziehbaren Sinn, sollte es darum
gegangen sein, per europäischer Mitbestimmung die USA in einen
europäischen so einzubeziehen, dass eine Abkoppelung der USA vom
europäischen Kriegsszenario nicht mehr möglich gewesen sein sollte. (Was
auch schon eine kuriose Spekulation ist, denn ob die USA in einem
Atomkrieg abgekoppelt sind / sein sollten / sein könnten, hätte die
Sowjetunion entschieden; es gab keine Möglichkeiten der Nato oder ihrer
Mitglieder, diese sowjetischen Entscheidungen vorweg zu bestimmen.)
Nun dagegen haben die USA zwei Entscheidungen getroffen: Zum einen die
Entwicklung kleinerer Atomwaffen, deren Einsatz auf dem Gefechtsfeld die
andere Seite nicht dazu veranlasse, zum großen nuklearen Einsatz weiter
zu eskalieren (welche Vertrauen in die andere Seite!), zum anderen haben
sie Unterseeboote mit solchen Bomben ausgestattet. Obendrein gebe es
keine der Nato unterstellten atomaren Sprengsätze in Europa mehr. Somit
haben die USA die Möglichkeit, allein über den Einsatz "kleinerer"
Bomben zu entscheiden, die "Nukleare Teilhabe" sei also schon
entfallen. Dann aber ist die Anschaffung neuer "deutscher" Bomber für
die "Nukleare Teilhabe" schlicht überflüssig, denn
Handlungsmöglichkeiten, die es nicht mehr gibt, brauchen auch keine
teuren Anschaffungen.
An diesem Text von Nassauer ist interessant, dass er die Anschaffung
etwa der F-18 aufgrund der Nato-Logiken überprüft und zu dem Resultat
kommt, dass sie keinen Nutzen hat.
Lesenswerter Text.
"CLAUSEWITZ, CORBETT, AND CORVETTES"
http://cimsec.org/clausewitz-corbett-and-corvettes/43475
Der Autor, Kapitän Rackwitz, ist stellv. Kommandeur der für die Ostsee
zuständigen Flottille 1 und deren Stabschef.
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| This article originally appeared in edition 2/2020 of the
| German-language publication SIRIUS: The Journal for Strategic Analyses
| and is republished with permission. SIRIUS is edited by the foundation
Sirius:
https://www.degruyter.com/view/journals/sirius/sirius-overview.xml
Zentralorgan der Bw-nahen Verschwörungstheoretiker. Müht sich um eine
ideologie-kompatible Theorie zu einer Praxis eines neuen Kalten
Krieges. Es muss sich um Wissenschaft handeln, schließlich haben die
Texte Fußnoten, wie man das in der Wissenschaft so macht.
| Stiftung Wissenschaft und Demoktrie based in Kiel, Germany. The article
| will be available online in its original German in the May-June
| timeframe.
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Jene Teile des Textes, in denen der Autor sich in Hermann-Kahn'scher
Akrobatdenkerei versucht, kann man weglassen. Seine Aussagen über
russische Kriegsführung sind zwar nicht frei fantasiert, weil Teil der
aktuellen Erzählungen,
,----Google Translate
| Russlands Strategie der „Deeskalation des Atomschlags" verfolgt den
| gleichen Zweck in umgekehrter Richtung.6 Sie basiert auf der Annahme,
| dass Russland zwar das militärische Potenzial der NATO nicht erreichen
| kann, Russland jedoch eine lokal und zeitlich begrenzte konventionelle
| Überlegenheit erreichen kann, die ausreicht, um eine vollendete Tatsache
| zu schaffen. Diese überlegene Position wird dann geschützt, indem der
| Einsatz von Kurzstrecken-Atomwaffen mit geringer Ausbeute bedroht
| wird. Der erstmalige Einsatz von Atomwaffen ist daher nicht
| ausgeschlossen. Im Gegenteil, die Politik der ersten Nutzung wird offen
| angekündigt und im Rahmen wichtiger russischer Übungen auch im Westen
| regelmäßig als potenzieller Gegner hervorgehoben. Der Zweck der Drohung,
| Atomwaffen auf diese begrenzte Weise einzusetzen, besteht darin, den
| Osten des Bündnisgebiets, insbesondere die baltischen Staaten,
| strategisch vom Rest des Bündnisses zu trennen.
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jedoch ohne Handfestigkeit.[1]
Interessant ist der letzte Teil des Textes. Es geht um die Lücke von
Suwalki. Solange die gegenwärtigen Verträge, die Rackwitz gar nicht
erwähnt, noch gelten, kann die Nato die schmale Verbindung zwischen
Polen und Litauen nicht sichern. Die Nato hat keine Chance, Russland
zuvor zu kommen. Schließlich darf sie weder in Polen noch in den
baltischen Staaten solche Mengen an Truppen stationieren, dass russische
Streitkräfte auch nur einen Meter vordringen können. Und es nicht
möglich, genügend Nato-Truppen rechtzeitig herbei zu führen. Also gilt
es nach Rackwitz, den Konflikt auf kleiner Flamme am Kochen zu halten
und dabei schon die Möglichkeiten der russischen Streitkräfte zu
reduzieren.
,----Google Translate
| Während die „Tripwire Forces" der Enhanced Forward Presence ein Element
| von „Deterrence by Denial" darstellen, bietet der maritime Bereich die
| Möglichkeit, ein Element von „Deterrence by Punishment" ohne das Risiko
| einer Eskalation hinzuzufügen. Als Angreifer müsste Russland auch
| unmittelbar vor dem ordnungsgemäßen Start der NATO-Maschinerie etwas
| verlieren, was einen kritischen psychologischen Effekt hinzufügt.17 In
| der Ostsee ist die Rolle der Seestreitkräfte nicht nur der defensive
| Schutz der Seekommunikationslinien an die Baltische Staaten. In Corbetts
| 18 Begriffen kann die Rolle der Seestreitkräfte in der Ostsee bereits in
| Friedenszeiten und um zu einer ausgewogenen Abschreckungshaltung
| beizutragen und einen „begrenzten Krieg" zu verhindern, die „taktische
| Offensive" als Teil einer allgemeinen „Defensive" sein Strategie. "19
| Wie die verstärkte Präsenz nach vorne erfordert diese
| Abschreckungshaltung nicht unbedingt eine große Anzahl von
| Seestreitkräften. Die Einsatzkräfte müssen jedoch in der Lage sein, den
| russischen Anspruch auf Seekontrolle und das Heiligtum der Kaliningrader
| Exklave durch Landangriffs- und anti-ship-cruise missiles in Frage zu
| stellen, die von kleinen Oberflächenkämpfern, Korvetten, U-Booten und
| Flugzeugen abgefeuert wurden, genauso durch
| Minenverlegungsfähigkeiten. Nicht alle diese Kräfte müssen von einer
| Nation allein bereitgestellt werden. Parallel zur verstärkten Präsenz
| nach vorne wäre die Multinationalität ein wesentlicher Faktor, um die
| strategische Isolation der Ostflanke zu verhindern. Und dies ist der
| zweite große Vorteil des maritimen Bereichs - nur auf See können
| Schweden und Finnland in eine glaubwürdige Abschreckungshaltung
| einbezogen werden, ohne das komplexe Kräfteverhältnis durch einen Antrag
| auf formelle Integration in die NATO zu stören.
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Der Autor, immerhin in der Spitze der Deutschen Marine, Abteilung
Ostsee, tätig, empfiehlt also die sukzessive Zerstörung Kaliningrads
mit Hilfe einer multinationalen Marine, sicher aus Rostock gesteuert,
durch Raketen und Minen. (Amphibische Truppen fehlen, die kommen wohl
erst später.)
Was also die Verträge an Land untersagen, soll auf See nachgeholt
werden.
Nur: Auch solch ein Konzept ändert nichts daran, dass die Nato ein
halbes Jahr braucht, um mit Truppen in relevanten Größenordnungen
https://friedenslage.blogspot.com/2020/03/friedenslage-am-31032020-161823.html
auf dem baltischen Kriegsschauplatz anzukommen. In der Zeit könnte die
Nato-EU-Marine schon auf dem Grund der Ostsee liegen. Und ob Russland
die US-Truppen überhaupt über den Atlantik bis nach Bremerhaven
schwimmen lassen, ist damit auch nicht gesichert.
Obendrein ist der Text in sich inkonsistent: Beginnt er zunächst mit den
Möglichkeiten von Atomwaffen, insbesondere kleinerer, deren Einsatz
(angeblich) Russland für "konventionelle" Schlachten vorsieht, um eine
mindestens zeitweilige Überlegenheit zu gewinnen, taucht diese
Möglichkeit beim Kampf der Nato-EU-Truppen gegen Kaliningrad nicht
auf. Hätte Russland jene Absichten, die ihm zugeschrieben werden, dann
würde es die westliche Ostseeflotte im geeigneten Moment nuklear
auflösen.
Was also bleibt von diesem Text? In der Sache nichts. Dennoch
lesenswert, wenn man die "Geistes"welt unserer Offiziere kennen lernen
will.
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Fußnote(n)
[1] Fake News über Russlands Atomwaffenstrategie von Jerry Sommer
https://das-blaettchen.de/2018/05/fake-news-ueber-russlands-atomwaffenstrategie-44053.html
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| Im Februar veröffentlichte die USA-Regierung Donald Trumps ihre neue
| Nuklearstrategie. Darin heißt es, Russland habe in seiner
| Militärstrategie die Schwelle für den Ersteinsatz von Atomwaffen
| gesenkt. Und: „Moskau droht und führt Übungen mit begrenzten nuklearen
| Ersteinsätzen durch." Die Erwartung Moskaus sei, durch einen
| frühzeitigen Ersteinsatz kleiner, taktischer Nuklearwaffen die USA und
| die NATO im Falle eines Konflikts zum Stillhalten bewegen zu können. Die
| Doktrin wird auch „Eskalation zur Deeskalation" genannt. Auf diese Weise
| wolle Russland zum Beispiel nach einer Besetzung eines baltischen
| Staates einen Gegenschlag der USA oder der NATO verhindern – aus Angst
| vor einem umfassenden Nuklearkrieg, zu dem es sonst kommen könnte.
|
| Diese Sicht wird von vielen westlichen Militärexperten geteilt. Zum
| Beispiel von Karl-Heinz Kamp, dem Leiter der dem Bund gehörenden
| Bundesakademie für Sicherheitspolitik: „2000 hat Putin eine neue
| nationale Sicherheitsstrategie herausgebracht, in der genau das
| drinsteht. Und es gibt dort ja auch die Aussage der Deeskalation – dass
| man zur Deeskalation den frühzeitigen Einsatz von Nuklearwaffen erwägt."
| Doch in den von Präsident Wladimir Putin im Jahr 2000 unterzeichneten
| öffentlichen Strategiedokumenten ist eine solche Aussage nicht
| enthalten. Darin heißt es, dass Russland Nuklearwaffen nur als Antwort
| auf einen Angriff mit nuklearen oder anderen Massenvernichtungswaffen
| einsetzen werde oder wenn bei einem großflächigen Angriff mit
| konventionellen Waffen „eine kritische Situation für die nationale
| Sicherheit der Russischen Föderation entsteht".
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Hintergrund dieser Behauptungen also: Man will selbst solche Kriege
führen können. Es verkauft sich besser, wenn man die eigenen Absichten
als Antworten darstellen kann.